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Böhmfelder Bürgerversammlung

21.11.97 im Gasthof Beckerwirt

Tagesordnung
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  1. Bericht des Bürgermeisters
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  2. Schwerpunkt "AGENDA 21 BÖHMFELD"
    2.1 "Gemeinsam für die Zukunft - Ziele und Schritte zur Agenda 21"
    Caroline Fischer, Informationszentrum Naturpark Altmühltal
    2.2 Was wir bis jetzt gemacht haben - Bgm. Alfred Ostermeier
    2.3 Was wir uns für die nächste Zeit vornehmen - die Arbeitskreise berichten
    • Arbeitskreis Wasser / Abwasser
    • Arbeitskreis Energie
    • Arbeitskreis Dorf und Landschaft
    2.4 Und was meinen Sie persönlich zur Agenda 21 ?
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1. Bericht des Bürgermeisters
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Bürgermeister Ostermeier   Bürgermeister Alfred Ostermeier begrüßte gut siebzig Teilnehmer zur diesjährigen Bürgerversammlung im Gasthof Beckerwirt.

Als Gastrednerin von außerhalb hieß er Caroline Fischer vom Informationszentrum Naturpark Altmühltal, die später einem Vortrag zur Agenda 21 hielt, ganz herzlich willkommen.

 

Der Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters zu den Aktivitäten der Gemeinde im vergangenen Jahr streifte folgende Themen:

  • Urkunde"Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf hat Zukunft"

    Nachdem Böhmfeld im letzten Jahr in der Gruppe der Dörfer mit 1.000 bis 3.000 Einwohner Kreissieger wurde, hat es beim Wettbewerb in diesem Jahr auf oberbayerischer Bezirksebene einen "Sonderpreis für die beispielhaften Bestrebungen um eine nachhaltige Siedlungs- und Landschaftsentwicklung" errungen.
    (Lesen Sie dazu auch die Berichte in Böhmfeld online: Kreissieger und Sonderpreis; Urkunde anklicken für Vergrößerung)
  • Neue Turnhalle und Renovierung der Schule

    Die Feier zur
    Einweihung der Schulturnhalle und zur Renovierung der Schule am 19.04.97 stellte der Bürgermeister als das herausragende Ereignis in diesem Jahr dar.
    Er bedankte sich in diesem Zusammenhang noch einmal beim Lehrerkollegium, das während der Bauphase viel Geduld und Kooperationsbereitschaft gezeigt hatte. Die gelungene Gestaltung der Einweihungsfeier unter Mitwirkung aller Schulkinder habe großen Anklang gefunden.

Auch im im nächsten Jahr hat sich die Böhmfelder Gemeinde wieder viel vorgenommen:

  • Alte Schule und Kotter-Hof

    Im
    Architekten-Wettbewerb für eine zukunftsgerichtete Sanierung der alten Schule und des Kotter-Hofes war heute Abgabeschluß. Als Ziele waren den Architektengruppen im Rahmen einer möglichst flexiblen, zukunftsoffenen Nutzung die Schaffung von Raum für die Pfarrbibliothek, die Jugend und eine evt. spätere Verwendung für eine eigene Gemeindeverwaltung vorgegeben.

    Am 04.12.97 wird die für die Beurteilung der Entwürfe gegründete Auswahlkommission erstmals tagen. Ihr gehören neben dem Bürgermeister und zwei Gemeinderäten auch drei externe Baufachleute an.

    Nach der Sichtung der Kommission werden die Entwürfe für einige Zeit in der Gemeindekanzlei ausgestellt. Der Bürgermeister erhofft sich eine breite Diskussion im Dorf, bevor die Arbeiten dann Anfang März in einer außerordentlichen Bürgerversammlung nochmals allen vorgestellt werden sollen.
  • Agenda 21

    In diesem Jahr wurde in Böhmfeld der Grundstein für die von der
    Agenda 21 gewünschten, nachhaltige Änderung im Bewußtsein der Bürger in Bezug auf die Schonung der Ressourcen und eine engere Verzahnung im sozialen Miteinander gelegt.

    Im Rahmen der
    Lokalen Agenda 21 wurden in Böhmfeld die drei Arbeitskreise Wasser und Abwasser, Energie und Dorf und Landschaft gegründet, deren Tätigkeit in den nächsten Jahren unter Mitwirkung möglichst vieler Bürger fortzuführen ist. Der vom Umweltgipfel von Rio an die ganze Welt ergangene Aufruf ist bisher leider erst von 171 von 2000 bayerischen Gemeinden erhört worden.
    (Mehr zu diesem Thema im Vortrag von Frau Fischer weiter unten)
  • Landschaftsplan

    Nach der mehr
    theoretischen Vorplanung durch die beauftragte Landschaftsarchitektin Inge Dunkel-Littel, gehen die Bemühungen um die Schaffung einer für Mensch, Fauna und Flora gleichermaßen wichtigen, ökologisch intakten Landschaft in die Konkretisierungsphase.

    Am 25.11.97 wird der Bürgermeister sich in großer Runde mit den betroffenen Grundstückseigentümern treffen. Ziel von Alfred Ostermeier ist es, durch ein behutsames Vorgehen unter Einbeziehung der Bürgerinteressen eine möglichst hohe Akzeptanz zu erreichen, ohne die solch ein freiwilliges Projekt nicht durchzuführen ist.

2. Agenda 21 in Böhmfeld
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"Gemeinsam für die Zukunft - Ziele und Schritte zur Agenda 21"

Caroline FischerZum Schwerpunktthema der diesjährigen Bürgerversammlung hielt Caroline Fischer einen Vortrag über das Warum und Wie der Agenda 21. Frau Fischer ist Umweltpädagogin und Agrar-Ingenieurin beim Informationszentrum Naturpark Altmühltal.

Sie bezog das Auditorium mit der Frage "Was stellen Sie sich unter Agenda 21 eigentlich vor?" ein und so erarbeiteten alle zusammen Vorstellungen über die Problemkreise und "das, was zu tun ist":

  • Verknappung erneuerbarer Rohstoffe
  • Übernutzung erneuerbarer Ressourcen (z.B. Wälder, Überfischung der Meere)
  • Beanspruchung der Wasserreserven (im Durchschnitt braucht jeder Deutsche 150 Liter pro Tag)
  • Verschmutzung des Grundwassers
  • Sommersmog
  • Waldsterben
  • Abfallproblem
  • Umweltgifte (Dioxin, Schwermetalle)

Auf "Wie geht's Ihnen, wenn Sie so was hören?", kamen Antworten wie "Wohlstandsproblem", "Bevölkerungsexplosion" und "So darf's nicht weitergehen" aus dem Publikum. Frau Fischer führte die Zuhörer damit auf den übergeordneten Leitfaden der Agenda 21 hin und betonte, daß dieses System davon lebe, daß jeder seinen Anteil am Gelingen beitragen kann und auch muß.

Die Agenda 21 setzt in ihren 40 Kapiteln (der Wortlaut kann hier nachgelesen werden) drei Schwerpunkte:

Teil I: Soziale und wirtschaftliche Dimensionen

Teil II: Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung

Teil III: Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen

Während in den Diskussionen über die Agenda 21 oftmals nur die ökologische Komponente zur Sprache kommt, wies Frau Fischer darauf hin, daß aus Ihrer Sicht der Teil III, die soziale Komponente, die bedeutendere sei. Nur im sozialen Dialog können die Prozesse für eine nachhaltige Verbesserung in Gang kommen.

Als einen Bereich, in dem jeder sofort Einfluß nehmen kann, stellte Frau Fischer das Konsumverhalten bei Lebensmitteln dar. Wenn wir im Supermarkt ausländisches Obst oder Gemüse kaufen, ist uns oft nicht bewußt, was wir damit auslösen. Es kann in heißen Ländern bei künstlicher Bewässerung erzeugt worden sein und damit zur Wüstenbildung beitragen. Es wird über weite Strecken transportiert und verbraucht somit Energie. Und es trägt schließlich dazu bei, daß unsere hiesigen Erzeuger sich nicht mehr am Markt halten können und wir damit zukünftig auf den schädlichen Langstreckenimport vollkommen angewiesen sind.

Metzger Pauleser unterstrich mit seiner Erfahrung zum Altmühl-Lamm diese These. Obwohl es durch die höheren Erzeugerkosten (ca. 10,-- DM / kg gegenüber 3,50 DM / kg für neuseeländisches Lammfleisch) bei erster Betrachtung nicht erfolgversprechend sei, habe er sich der Erzeugergemeinschaft Altmühl-Lamm angeschlossen. Ohne die Schafhutung, die eigentlich intensiviert werden müßte, wachsen die Magerrasenhänge des Altmühltals und auch unseres Katzentals immer weiter zu.

Frau Fischer betonte abschließend, daß wir uns hinsichtlich dieser Problematiken nicht auf die bessere schulische Erziehung unserer Kinder verlassen sollten. Wenn Erwachsene kein positives Vorbild geben, wird diese Anstrengung schnell verpuffen.

Publikum-1

Was wir bis jetzt gemacht haben - was wir uns für die nächste Zeit vornehmen

Bürgermeister Alfred Ostermeier stellte den Anwesenden das bisher im Rahmen der Agenda 21 in Böhmfeld erreichte vor:

  • Jan. 97: Gemeinderatsbeschluß über eine Lokale Agenda 21
  • Feb. 97: 1. Dorfrunde bei der die drei Arbeitskreise initiiert wurden
  • Juni 97: Kickoff-Veranstaltung Arbeitskreis Energie
  • Juli 97: Kickoff-Veranstaltung Arbeitskreis Dorf und Landschaft
  • Juli 97: Kickoff-Veranstaltung Arbeitskreis Wasser und Abwasser
  • Okt. 97: Diavortrag BUND Naturschutz "Erlebnis Garten"
  • BUND Naturschutz hat Weiden im Schulhof geschnitten
  • Nov. 97: 2. Treffen des AK Energie; Aufstellung eines Aktionsprogramms und Wahl des AK-Sprechers
  • parallel dazu diverse Aktivitäten zum Landschaftsplan
  • in den letzten Jahren bereits wurde durch die Generalsanierung des Trinkwassernetzes der vorher hohe Wasserverlust auf praktisch null reduziert
  • Schule und neue Turnhalle haben eine Solaranlage zur Brauchwassererwärmung bekommen
  • bei Nutzung von Regenwasser zur Toilettenspülung und Gartenbewässerung gewährt die Gemeinde Bürgern einen Zuschuß von 500,-- DM; die erfreulich hohe Inanspruchnahme (etwa 50% der Bauherren im Baugebiet Lehenäcker) zeugt von hohem Umweltbewußtsein
  • außerdem bezuschußt die Gemeinde mit bis zu 350,-- DM private Aktionen zur Ortsrandbegrünung

Noch mehr allerdings ist zukünftig zu tun:

  • Wasserverbrauch verringern - wir leben von einem in früherer Zeit gebildeten Vorrat an Trinkwasser;
    für 1998 ist ein "Tag der offenen Tür" im Wasserwerk der Böhmfelder Gruppe geplant
  • Steigerung der Qualität unseres Trinkwassers;
    wir müssen anstreben, auch zukünftig unsere eigene Wasserversorgung zu behalten; die Qualität des Wassers ist auch ein Indikator für den Zustand unserer Natur
  • Mitte Dezember wird das 2. Treffen des AK Wasser und Abwasser stattfinden;
    der Bürgermeister ruft namentlich auch Vertreter der Kirche und des Frauenbundes zur Teilnahme auf
  • Kläranlage entlasten über eine durchlässige Gestaltung von befestigten Flächen
  • Brauchwasser nicht unnötig verschmutzen, damit unsere biologische Kläranlage optimal funktioniert;
    für 1998 ist in der Kläranlage ebenfalls ein "Tag der offenen Tür" geplant
  • Ende November werden 25 Böhmfelder Bürgerinnen und Bürger an einem zweitägigen Seminar an der Schule der Dorf- und Landentwicklung Abtei Plankstetten teilnehmen; daß sich dafür mehr Interessenten gemeldet haben, als teilnehmen können, ist für den Bürgermeister ein Zeichen, daß sich heute schon viele Leute für das große Ziel engagieren
  • auch die zukünftige Nutzung der alten Schule und des Kotter-Hofes wird im Gesamtzusammenhang der drei Grundprinzipien der Agenda 21 stehen

Publikum-2

Zweite Sitzung des Arbeitskreises Energie

Klaus Peter Rinke stellte als Sprecher des Arbeitskreises das in der zweite Sitzung beschlossene Programm vor.

Ihm vorliegenden Zahlen zufolge geht in Deutschland 40% des Energieverbrauchs auf das Konto privater Haushalte, wovon wiederum etwa 50% "verheizt" wird, und 35% Fahrzeuge antreiben. Bei beiden Verbrauchsgruppen besteht bei kritischer Betrachtung doch einiges Einsparpotential. Dies den Böhmfeldern vor Augen zu führen und Hilfen für die Umsetzung zu geben, ist das Ziel des Arbeitskreises Energie für das kommende Jahr.

Es werden noch weitere Mitstreiter gesucht. Das nächste gemeinsame Treffen der drei AK-Untergruppen ist am 13.02.98.

Zum Schluß der Veranstaltung dankte Bürgermeister Ostermeier den beiden Referenten für ihre Vorträge. Ein großes Dankeschön entbot er aber auch allen Vereinen und Gruppen im Dorf, die mit dazu beigetragen haben, daß das gemeindliche Leben im vergangenen Jahr so gut gelaufen ist.


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© 1997; AdamO
Stand: 03. November 2003