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Der Böhmfelder Jugendtreff

Informationsabend für Eltern und Jugendliche

 

 

Künftiger Jugendtreff in Böhmfeld: Alkohol und Nikotin scheiden noch die Geister

Informationsabend für Eltern, Hausmitbenutzer und Nachbarn lieferte viel Diskussionsstoff

"Die zahlreiche Teilnehmerschaft ist ein sicheres Zeichen dafür, dass großes Interesse am offenen Jugendtreff besteht", freute sich Bürgermeister Alfred Ostermeier zu Beginn der Informations- und Diskussionsveranstaltung "Der Jugendtreff aus Sicht der Eltern" im Kotterhof in Böhmfeld. Eingefunden hatten sich neben vielen Eltern von Kindern und Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren der Jugendbeauftragte der Gemeinde, Martin Nadler jun., die künftige Treff-Betreuerin Nici Spengel und ihre Mitstreiter Dirk Fecht jun., Barbara Dieling und Susanne Nieberle sowie die Nachbarn des Jugendtreffs und die Mitbenutzer des Gebäudes, Vertreter der Freiwilligen Ortsfeuerwehr und der Rotkreuzbereitschaft.

Zunächst erläuterte Ostermeier die Räumlichkeiten: Gut 70 Quadratmeter stehen den jungen Leuten zur Verfügung unter dem Dach der alten Gemeindekanzlei, die nun unter anderem ausgestattet ist mit neuen Fenstern und Türen, erweiterter Heizanlage sowie optimaler Dachisolierung. Vier neu eingebaute Dachgauben spenden Licht und Frischluft. Es gibt einen kleinen Küchentrakt mit Bewirtungstheke, je eine Ecke zum Surfen im Internet, zum Fernsehen, zum Ratschen und für Gesellschaftsspiele, genügend Platz zum Feiern, im Parterre eine eigene Garderobe sowie einen gemeinschaftlichen Sanitärbereich für alle Hausbenutzer. Die Beschaffung von sonstigen Möbeln, Geräten und Utensilien wird den Jugendlichen überlassen.

Im ehemaligen Bürgermeisterzimmer im Erdgeschoss hat die Freiwillige Feuerwehr ihr Domizil, und die Rotkreuzbereitschaft nutzt das ausrangierte Sitzungszimmer für Zusammenkünfte und Schulungen. Im Keller sind drei separate Abstellbereiche und auf der anderen Straßenseite zwei gemeindliche Pkw-Parkplätze vorhanden. Für die Sicherheit sorgt eine Schließanlage. Umbau und Umnutzung des Hauses, die kurz vor der Vollendung stehen, kosten der Gemeinde insgesamt rund 80.000 Euro.

Fleißig umgehört hat sich der Bürgermeister in anderen Kommunen mit offenen Jugendtreffs und im Internet, bevor ein Hausordnungsentwurf zustande kam. Ende November will der Gemeinderat darüber beschließen.

"Beim Jugendtreff sind nicht nur die Gemeinde, der gemeindliche Jugendbeauftragte und die Betreuer in der Verantwortung, sondern weiterhin auch die Eltern", machte Bürgermeister Ostermeier deutlich. Auch sei der Treff keine sozialpädagogische Einrichtung, in der Erziehungsdefizite behoben werden könnten. Knackpunkte der Hausordnung seien Alkohol, Nikotin, Lärm und Sauberkeit.

"Wenn schon Alkohol, dann nur Bier und nur für über 16-Jährige", meinten einige Eltern. Nicht wenige würden am liebsten Alkohol in jeglicher Form aus dem Jugendtreff verbannen. Das Mitbringen von Alkoholika sei, da waren sich alle einig, strengstens zu verbieten, genauso, falls Bier ausgeschenkt wird, zügelloses Betrinken. Wer bereits alkoholisiert ankommt, wird nicht eingelassen. Verkauft werden die Getränke im Treff zu Preisen, die deutlich unter denen der Gaststätten liegen werden. Gewinne aus dem Getränkeverkauf will man sammeln und für den Erwerb von Spielgeräten oder Einrichtungsgegenständen gemäß den Wünschen der Treffbesucher verwenden.

Zwiespältig waren die Ansichten auch zum Rauchen: "Wir wollen nicht, dass unsere Kinder zum Passivrauchen gezwungen werden, wenn die Großen im geschlossenen Raum ihre Zigaretten anzünden dürfen." Die anwesenden Betreuer und einige Eltern befürchteten aber auch, dass bei striktem Nikotinverbot ein beträchtlicher Teil der Jugendlichen und der Kids ("Die meisten Raucherinnen und Raucher sind unter den 13- bis 15-Jährigen") den Jugendtreff meiden bzw. sich zum Rauchen im Eingangsbereich und - zum Leidwesen der Nachbarn - auf dem Dorfplatz aufhalten würden. Rauchen nur ab 22 Uhr, wenn die Jüngeren nicht mehr da sind, blieb als vorläufiger Kompromiss.

"Klare Grenzen" gegen Auswüchse

Randale im Haus und draußen, dass sich die Nachbarn die Ohren zuhalten müssen, werde weder vor 22 Uhr noch danach geduldet, schließlich befinde sich der Jugendtreff mitten im Dorf, betonte der Bürgermeister. Um dies zu vermeiden, seien die Betreuer vor Ort, wenn der Treff jeweils am Mittwoch zwischen 17.30 Uhr und 21.30 Uhr, am Samstag von 17.30 Uhr bis 24.00 Uhr und am Sonntag eventuell ab 15 Uhr bis 20 Uhr geöffnet ist. "Jugendliche benötigen klare Grenzen, wie weit sie gehen dürfen!", ließ Bürgermeister Ostermeier keinen Zweifel, unterstrich aber gleichzeitig, dass "Gespräche miteinander stringenten Maßnahmen vorzuziehen" seien. Sollte es den Anliegern trotzdem mal zu bunt werden, genüge ein Anruf bei Betreuerchefin Spengel, die gleich Tacheles redete: "Wer sich trotz Verwarnung nicht ordentlich aufführt, fliegt raus!" Frei stehe es genervten Anwohnern auch, die Eltern von notorischen Störenfrieden aus dem Schlaf zu klingeln oder die Polizei zu verständigen, was allerdings nur im äußersten Notfall praktiziert werden solle. Wenn Feuerwehrler und Rotkreuzbereitschaftshelfer in ihren Räumen sind und Ruhe brauchen, hat die Dorfjugend "Treffpause".

Da der Jugendtreff auch eine pädagogische Funktion habe, werde Prävention ganz groß geschrieben, gab Nici Spengel zu verstehen, auch bei der Sauberkeit: "Am Schluss müssen die Kinder und Jugendlichen stets aufräumen und den Besen in Bewegung setzen." Einmal im Monat wolle man eine so genannte "Motto-Party" veranstalten, da seien dann ebenfalls Toleranz und Rücksichtnahme sowohl seitens der Gäste, als auch seitens der Treffnachbarn wichtig.

"Wenn der Jugendtreff Bestand haben soll, muss jeder, der hineingeht, Verantwortung übernehmen", erklärte der Gemeindechef. Er erwarte, dass mit Konflikten, die nicht ausblieben, vernünftig umgegangen werde. Insgesamt sei der offene Jugendtreff "eine gute Sache", wo Kinder und Jugendliche unter sich sein und vielleicht auch den Grundstein legen könnten für kreative Jugendpolitik im Dorf, blickt der Bürgermeister mit vorsichtigem Optimismus in die Jugendtreffzukunft.

A. Siebendritt, 11.2002

 

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Stand: 15. Mai 2004