Die Kelten - Geschichte, Kultur und mehr:

Die Geschichte der Kelten

Wer waren sie, wo kamen sie her, was haben sie gemacht und wo sind sie geblieben.
Ein schreibfaules Volk, diese Kelten

Anders als bei Völkern, die der Nachwelt schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen haben, sind die Archäologen und Historiker bei den Kelten auf die Deutung der Ausgrabungen und die Überlieferung fremder historischer Quellen angewiesen. Die "Schreibfaulheit" der Kelten hatte einen kultischen Grund und trug möglicherweise auch mit zu ihrem unrühmlichen Untergang bei. Ohne schriftliche Aufzeichnungen und Anweisungen ist schwer eine nachvollziehbare Staatsstruktur zu erhalten.

Auch waren die Kelten nicht im eigentlichen Sinne als Volk organisiert. Es waren vielmehr unterschiedliche Stämme, deren einzige übergreifende Gemeinsamkeit, die sie von den umliegenden Kulturen unterschied, war ihre Sprache. Zwar jetzt nicht mehr gleichlautend, aber doch ähnlich kehlig klingende Alt-Sprachen, wie das Bretonische in der französischen Bretagne, das Kymrische in Wales oder das Gälische in Schottland erinnern heute noch daran. Auch das Räto-Romanische, das in einzelnen schweizerischen Alpentälern noch heute gesprochen wird, soll mit der keltischen Sprache verwandt sein.

Der Ursprung des Keltischen ?

Woher die Kelten der vorhistorischen Hallstattzeit (sh. weiter unten) ursprünglich kamen, ist bis heute nicht schlüssig geklärt. Wahrscheinlich entstanden sie durch kulturelle Evolution aus Stämmen der Urnenfelderzeit (1200 bis 750 v.Chr.; der Name ist abgeleitet aus der Bestattungsart ihrer verbrannten Toten). Im 8. Jh. v.Chr. bevölkerten sie zunächst die Gebiete am Oberrhein und der oberen Donau.

Erst in der frühen Latènezeit finden sich Gemeinsamkeiten für einen größeren, einheitlichen Kulturkreis. Ab hier, der Zeit der "historischen" Kelten gibt es auch überlieferte Beschreibungen anderer Völker - allen voran der Griechen und der Römer - über die Kelten.

Die erste historische Weltkarte, auf der die Kelten auftauchen, ist wahrscheinlich die des Griechen Eratosthenes um 250 v.Chr. Sie entstand u.a. aus Seefahrer- und Heereszugberichten von Alexander dem Großen und löste die bis dahin geltende Vorstellung der Erde als Scheibe ab.











Weltkarte des Eratosthenes um 250 v.Chr. [1]
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Die Kelten - ein umtriebiges Völkchen

Ab den Jahren 300 v.Chr. setzt aufgrund einer zunehmenden Bevölkerungsdichte in den ursprünglichen Keltenterritorien eine vermehrte Wanderbewegung ganzer Abordnungen von Keltenstämmen ein. Ihre Ziele sind neue Siedlungsgebiete, die sie zum Teil erst kriegerisch erobern müssen. Dabei besetzten sie zeitweise Mittel- und Südeuropa von der iberischen Halbinsel (Kelt-Iberier) über Frankreich (Gallier), die britischen Inseln (Wales, Schottland, Irland), das nördliche Alpen- und Voralpenland, zum Teil auch den italienischen Stiefel (Etrusker), und drangen der Donau abwärts (Thraker) bis in die heutige Türkei vor (Galater, aus den gleichnamigen Briefen in der Bibel bekannt). Städtegründungen wie Paris, Turin, Budapest und Ankara gehen auf ihr Konto.

Als im letzten Jahrhundert v.Chr. dann von Norden her die gefürchteten germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen, und von Süden her die Römer sie zunehmend bedrängen, geht die Hoch-Zeit der Kelten langsam zu Ende. Nach der Unterwerfung Galliens im bello Gallico durch Caesar dauerte es gerade noch drei Generationen, bis die Römer alle keltischen Siedlungen bis hin zur Donau eingenommen hatten. Am längsten Widerstand leisten konnte noch das Königreich Noricum, das sich zeitweise mit den Germanen verbündete.

Wer vor den Eroberern nicht fliehen konnte, wurde in den Folgejahren beinahe "rückstandsfrei" vom römischen Kulturkreis assimiliert. Alleine in der Bretagne (Asterix und seinen Kumpanen sei Dank ;-) ) und auf den britischen Inseln hielt sich das Keltentum noch etwas länger.

Die Keltenjahre in Stichworten erklärt

Die Epoche der Kelten fällt entwicklungsgeschichtlich nach der vorausgegangenen Bronzezeit in die Eisenzeit und wird in zwei hauptsächliche Kulturstufen unterteilt: die Hallstattzeit und die Latènezeit. Beide Namen haben ihren Ursprung in den jeweiligen ersten Fundorten ihrer archäologischen Entdeckung.

Die Hallstattzeit (ca. 750 bis 500 v.Chr.)

Die Periode der frühen Keltenzeit ist nach dem österreichischen Ort Hallstatt im Salzkammergut benannt. Weitere Fundorte sind der Hohenasperg, der Hohmichele, und die Siedlung Hochdorf , alle in Württemberg, der Mont Lassois nahe dem französischen Châtillon-sur-Seine mit dem legendären Grab der "Prinzessin von Vix" und der Magdalensberg mit seiner Stahlerzeugung in den Kärntner Alpen, wo die Noriker zu Hause waren.

Während dieser Zeitspanne ereignete sich in anderen Kulturkreisen dies:

  • 776 v.Chr. finden die ersten Olympischen Spiele statt
  • 753 v.Chr. wird Rom gegründet
  • um 600 v.Chr. gründen die Griechen die Kolonie Massilia (= Marseille)
  • 570 v.Chr. Nebukadnezar zerstört Jerusalem
  • 550 v.Chr. die griechischen Philosophen Leukipp und Demokrit benennen das Atom (gr.: atomos) als das kleinste, unteilbare Materieteilchen
Die Latènezeit (480 v.Chr. bis zur Zeitenwende)

Die Zeit der "historischen" Kelten bekam ihren Namen von La Tène, einem Ort am Neuenburger See in der Schweiz. In dieser Periode entwickelten sich Wirtschaft, Kultur und Siedlungstechniken deutlich weiter. Es entstehen u.a. große Salzbergwerke, die Eisenherstellung wird perfektioniert, Geldgeschäfte lösen den Tauchhandel ab. Der Bevölkerungszuwachs führt zu den Keltenwanderungen bei denen neue Gebiete besiedelt werden und 200 J.v.Chr. beginnt die Zeit der Viereckschanzen und der großen Oppida (Oppidum = Stadt), von denen eines Manching war.

Inzwischen "mischen" die Kelten auch in anderen Kulturkreisen "mit" bzw. sie sogar "auf":

  • um 385 v.Chr. belagern die Kelten das Kapitol in Rom
  • 379 sind keltische Söldner bis Sizilien vorgedrungen
  • 335 v.Chr. sind die Kelten bei Alexander d.Gr.
  • 295 v.Chr. besiegen die Römer die Kelten
  • 279 v.Chr. plündern die Kelten Delphi
  • ab 250 v.Chr. besiedeln die Kelten die Ostalpen (Königreich Noricum)
  • 255 v.Chr. endet mit der Schlacht von Telamon die keltische Expansion
  • um 120 v.Chr. wird Südgallien römische Provinz
  • 113 bis 101 v.Chr. durchziehen die Kimbern und Teutonen das Keltengebiet in Süddeutschland, Ostfrankreich und im Alpenraum
  • 58 bis 51 v.Chr. zerfällt die keltische Welt in Gaius Julius Caesars bello Gallico
  • 49 bis 44 v.Chr. tobt in Rom der Bürgerkrieg und eskaliert in der Ermordung Caesars
  • 15 v.Chr. unterwirft Rom im Alpenfeldzug die keltischen Räter und Vindeliker
  • 40 n.Chr. endet auch für unsere Gegend endgültig die Keltenzeit mit der Besetzung des Donausüdufers durch die Römer.

Verwendete Quellen:

  • Das keltische Jahrtausend. (Hrsg. H. Dannheimer und R. Gebhard) Prähistorische Staatssammlung München, Band 23, 1993; ISBN 3-8053-1514-7
  • Keltische Viereckschanzen. (versch. Autoren), in: Archäologie in Deutschland. Konrad Theiss Verlag Stuttgart, Heft 4, 1995, S. 16 - 35; ISSN 0176-8522
  • Annalena Staudte: Stichwort Kelten. Wilhelm Heyne Verlag München, 1995; ISBN 3-453-08782-8
  • Fahndung im Druidenland. Der Spiegel, 31/1997, S. 134 - 142

Bildnachweis:

[1] "Die Erde nach Eratosthenes um 250 v.Chr." aus Das keltische Jahrtausend , dort Abb. 2; mit freundlicher Genehmigung der Prähistorischen Staatssammlung München;

 


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Stand: 15. Mai 2003