Eigentlich ein ganz natürlicher Vorgang: leben Menschen
in größeren sozialen Gruppen zusammen, so teilen sie
sich je nach Neigung und Veranlagung die anfallenden
Arbeiten auf.So
geschah es auch schon bei den Kelten. Mit zunehmender
Tendenz, je größer die Siedlungen wurden. Im Oppidum
von Manching überwiegt sicher die Anzahl der
unterschiedlichsten Handwerker die der gemeinen Bauern.
Vom
Tauschhandel zum Geld |
Trug schon der
Jahrtausende alte Tauschhandel, wie er auch zu Beginn der
Keltenzeit noch stattfand, zu einer deutlichen
Bereicherung des damaligen Lebens bei. So wurden die
Handelsmöglichkeiten noch um ein Vielfaches gesteigert,
als man ab 550 v.Chr. den indirekten Tausch über
zunächst aus Griechenland eingeführte Goldmünzen
einführte.
Die Kelten selber
stellten später eigene Zahlungsmittel aus Gold
her, die sogenannten
"Regenbogenschüsselchen" - so benannt
nach ihrer gewölbten Form oder auch dem
Volksglauben, dass am Fuße des Regenbogens
solche Goldstücke lägen. Ihr pekuniärer Wert
war wohl entsprechend unserer heutigen Goldbarren
mit dem Materialwert gleichzusetzen und somit
auch von anderen Völkern anerkannt. Das hierfür benötigte
Gold wuschen sie aus den Flüssen im
Voralpengebiet.
Nebenstehende
Abbildung 1 zeigt den Goldschatz von
Großbissendorf in der Oberpfalz.
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Abb. 1:
Goldschatz von Großbissendorf [1]
(anklicken für Vergrößerung) |
Abb. 2:
keltische Münzen [2]
(anklicken für Vergrößerung) |
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Ab dem Ende des
3. Jhd. v.Chr. wurden dann die ersten eigenen
keltischen Münzen mit Bildmotiven geprägt (Abb.
2). Münzfunde
geben den Archäologen nicht nur Informationen
über kulturelle Verhältnisse und politische
Strukturen an ihrem Entstehungsort. Durch das
Verbreitungsmuster bekannter, einer bestimmten
Gegend zuordenbarer Münzen über die gesamte
"alte Welt" lässt sich auch daraus
schließen, wer mit wem Handel getrieben hat.
Da die keltische
Bezeichnung für ihr Geld nicht überliefert ist,
benennen sie die Archäologen nach den
entsprechenden Zahlungsmittel der Griechen
"Stater" oder "Denar".
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"Exportix
& Importix" - die Kelten hatten
weltweite Handelsbeziehungen |
Schon während der Zeit des
Tauschhandels pflegten die Kelten mit Nachbarstämmen
oder sogar fremden Völkern, allen voran den Römern und
Griechen, Handelsbeziehungen. Dabei fanden sowohl
Rohstoffe, bei denen sie z.B. mit dem begehrten Zinn der
britischen Inseln (wird zur Bronzeherstellung benötigt)
sogar ein Monopol hatten, als auch fertig verarbeitete
Waren neue Besitzer.
Export-Waren
- Zinn
- Eisenbarren
- Holz
- Salz
- Wolle
- Flachs
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- Waffen und Geräte aus
Eisen
- feine Stoffe
- Lederschuhe
- überhaupt
handwerkliche Erzeugnisse
hoher Perfektion
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Import-Waren
- Pferde
- Wein
- Seide
- Glas
- allgem. Luxusgüter
aus dem Mittelmeerraum
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Die Waren wurden z.B. per Schiff
transportiert, wie im Handel mit den Griechen über deren
Kolonie Massilia (dem heutigen Marseille) oder beim
Zinnexport aus England. Aber auch mühsame Wagenfahrten,
zum Teil sogar über Alpenpässe, sorgten für Nachschub.
Wer
könnte das heute noch ohne Maschinen? |
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Abb. 3:
Rekonstruktion eines hallstatt-
zeitlichen Wagens aus Ohnenheim [3] |
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Abb. 4: Pferdetrense
aus Manching [4] |
Unter den Kelten muss es bereits in der Hallstattzeit begnadete Handwerker
gegeben haben. Welcher heutige Meister seiner Zunft
könnte wohl mit dem damaligen Handwerkszeug einen solch
prächtigen Wagen (Abb. 3) bauen, wie diesen aus der 2500
Jahre zurückliegenden Hallstattzeit?
Die Pferdetrense aus Manching (Abb. 4) ist in Form und
Funktion mit heutigen praktisch identisch - nur dass die
damalige wesentlich schöner verziert ist.
(Beide Abbildungen
können Sie durch Anklicken vergrößert darstellen.)
Neben Wagnern und Grob- und
Feinschmieden gab natürlich noch eine Menge weiterer
Handwerksberufe. Unter ihnen seien hier wegen der
dargestellten Exponate (Abb. 5 bis 9) nur die Weber,
Töpfer erwähnt.
Keramische Erzeugnisse sind zwar in
Europa schon seit dem 5. Jahrtausend v.Chr. bekannt, aber
erst in der keltischen Latènezeit wurde die
schnelldrehende Töpferscheibe nördlich der Alpen aus
Griechenland eingeführt. Mit ihrer Hilfe konnten ganz
neue, schlankere Gefäßformen erzeugt werden.
Doch auch die
Bergleute in den Salzstöcken und die Arbeiter in den
Eisenschmelzen waren natürlich Handwerker. Deren Tagwerk
war sicher nicht so schön anzuschauen, aber nicht minder
wichtig.
Das Wort "Hall"
übrigens, wie es auch heute noch in den Ortsnamen
"Hallstatt", "Reichenhall" oder
"Hallein" vorkommt, ist vermutlich das
keltische Wort für Salz.
Die Kelten hatten offenbar viel
Kunstsinn. Neben eigentlichen Alltagsdingen, wie den
Fibeln (Abb. 11), mit denen die Gewänder in Form
gehalten wurden, verzierten sie z.B. auch äußert
gekonnt Gegenstände von repräsentativer Bedeutung.
Der Prunkhelm von Agris aus dem 4.
Jh. v.Chr. (Abb. 10) besteht aus Eisen mit fein
ziselierten Bronze-, Silber- und Goldblechauflagen, in
die wiederum Korallen eingelegt sind.
Abb. 10: Prunkhelm
von Agris[6]
(anklicken für Vergrößerung) |
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Abb. 11: Bronzefibeln
aus Landersdorf; Frühlatènezeit [5] |
Nur Schmuckstück,
oder auch Amulett - das lässt sich nicht klar ausmachen
beim "Rinderanhänger" von Landersdorf (Abb.
12). Zwei kleine, stilisierte Rinderfiguren sind über
einen Ring verbunden, der die Pretiose an einer Kette
gehalten hat.
Eine eigene Kunstfertigkeit der
Kelten war es, geschmolzenes Glas in endlose Ringe (Abb.
13) zu formen.
Abb. 12:
Rinderanhänger von Landersdorf [5] |
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Abb. 13: Glasarmringe
aus latènezeitlichen
Frauengräbern von Manching [7]
(anklicken für Vergrößerung) |
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