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Vorstellung der Planentwürfe und Bürgerbeteiligung

Böhmfelder Bürger mischten eifrig mit beim Beplanen "ihres" neuen Baugebietes

Böhmfeld, 08.10.04 (sdr) "Wie bewältigt man am besten die etwas problematische Nordhanglage? Wo sollen die Straßen und Wege verlaufen, damit alle Parzellen zu erreichen sind, und wo ist die Zufahrt zum Baugebiet? Welchen Zuschnitt sollen die einzelnen Bauplätze bekommen? Wie sollen die Häuser und Garagen angeordnet werden, dass alle genügend Sonne bekommen, und wo ist Raum für öffentliche Grün- und Kommunikationsbereiche? Wohin mit dem Regenwasser, das sich beim Kanaltrennsystem nicht mit dem Schmutzwasser vermischen darf? Sollen die Bauern mit ihren Traktoren quer durch das Wohngebiet fahren dürfen oder nicht?" Alle diese Fragen beantworteten unter anderem die Planungsbüros Speth (Arnsberg), Bauer Beratende Ingenieure (Regensburg) sowie Ahlwede und Schlagenhaufer, Arndt, Bachschuster und Touschek (alle Ingolstadt) mit ihren Bebauungsplanentwürfen für das Baugebiet Nr. 9 "Ziegelstadelweg" in Böhmfeld.

Eine siebenköpfige Auswahlkommission, bestehend aus dem Bürgermeister, zwei Vertretern der beiden Gemeindefraktionen, des Landratsamtes, des Wasserwirtschaftsamtes und des Landwirtschaftsamtes sowie einem Architekten des Landesvereins für Heimatpflege aus München beschäftigten sich fünf Stunden lang eingehend mit den Entwürfen. Von vornherein klar war, dass vor Auftragserteilung die Böhmfelder Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit bekommen sollten, "ihr" Baugebiet mitzuplanen, indem sie sich mit den Entwürfen auseinandersetzen, ihre Meinung dazu äußern, eigene Vorschläge machen und auch Kritik vorbringen. Bürgermeister Alfred Ostermeier und Webmaster Helmut O. Adam stellte die sechs Planentwürfe in allen Einzelheiten im Rahmen einer dreitägigen Informationsveranstaltung im Kotterhof vor.

"Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für ein weiteres Baugebiet entschieden", erklärte Bürgermeister Ostermeier zum Auftakt im mit Grundstückseigentümern, künftigen Häuslebauern und sonstigen interessierten Bürgern voll besetzten Sitzungssaal, wo die Entwürfe der sechs Planungsbüros aufgebaut waren. Vor einem Jahr sei der letzte der insgesamt 40 gemeindlichen Bauplätze im mittlerweile 12 Jahre alten Baugebiet "Lehenäcker" verkauft worden. Auch die 30 Plätze der Privateigentümer haben die Besitzer gewechselt. "Die Nachfrage war groß, wir hätten zwei- bis dreimal so viele Bauplätze verkaufen können", ließ Ostermeier wissen. Im Herbst letzten Jahres habe er mit rund 50 Besitzern landwirtschaftlicher Flächen im Dorf und außerhalb, die für ein Baugebiet infrage kommen könnten, Baulandverhandlungen geführt. Die Entscheidung für das 4,6 Hektar große Areal am Ziegelstadelweg, in dem knapp 50 Häuser Platz haben, sei gefallen, so der Bürgermeister, weil hier alle Eigentümer mit den Bedingungen der gemeindlichen Baulandpolitik einverstanden waren. Jeweils die Hälfte der Grundstücksfläche der einzelnen Besitzer kauft die Kommune zum vereinbarten Preis auf. Der Rest minus einem Flächenabzug von 30 Prozent für Straßen, Gehwege, Grünflächen und Spielplatz verbleibt beim Eigentümer, der die Größe seiner Bauplätze selbst bestimmen kann. Alle gemeindlichen und privaten Bauparzellen werden mit Baugebot belegt. Nachdem alle Kaufverträge notariell beurkundet seien, gehe es nun ans Planen, gab der Gemeindechef zu verstehen.


Die grüne Idylle zwischen dem nördlichen Dorfrand und der Böhmfelder Flur an der Schelldorfer Straße wird bald einem Wohngebiet Platz machen, in dem ökologische Aspekte, Dorfverträglichkeit und Familienfreundlichkeit Priorität haben.
Foto: adamo
 

"Ökologisch, wirtschaftlich, dörflich, familien- und kinderfreundlich"

"Wir legen großen Wert darauf, dass das neue Baugebiet ökologisch, wirtschaftlich, also erschwinglich, dörflich, familien- und kinderfreundlich wird", betonte Bürgermeister Ostermeier. Ökologisch sinnvoll sei es, das von Amts wegen vorgegebene Trennen von Regen- und Schmutzwasser bei der Kanalisation so zu gestalten, dass auf einen für die Nutzer teuren zweiten unterirdischen Kanal für das Regenwasser verzichtet werden kann. Da Regenwasserzisternen und direkte Versickerung in den Gärten nicht immer ausreichen, befassten sich die Planungsbüros vor allem mit Versickerungsgräben, -mulden und -teichen, teils mit anschließendem Abfluss zum Tongraben. Diesem System, das einigen Veranstaltungsteilnehmer etwas suspekt erschien, wird begünstigt durch die nicht unerhebliche Hanglage. Da man diesbezüglich noch keine Erfahrung habe, wolle man sich in auswärtigen Wohngebieten mit dieser oder ähnlicher Regenwasserentsorgung kundig machen, versprach Ostermeier. Eine "uniforme" Anordnung von Grundstücken und Gebäuden solle vermieden werden, weil dies dem dörflichen Gesamtbild widerspreche, meinte der Bürgermeister. Die Bebauung solle so strukturiert werden, dass Solar- und Photovoltaikanlagen angebracht werden können. Unerlässlich sei die Umsäumung des Baugebietes mit heimischen Gehölzen, bei deren Pflanzung die Gemeinde die Grundstückseigentümer berate und finanziell unterstütze. Innerhalb des Baugebietes seien gemeindliche Straßenbäume ebenso willkommen wie Hausbäume in den Privatgärten. Verkehrsberuhigte Zonen und grüne Ecken als Treffpunkte für Jung und Alt dürften ebenfalls nicht fehlen, unterstrich der Bürgermeister. Alle diese Kriterien spiegelten sich in den sechs Planentwürfen mehr oder minder deutlich wider.

Nach der Informationsveranstaltung hatten die Bürger im Kotterhof-Stadel noch zwei Tage lang für jeweils zwei Stunden Gelegenheit, die Planentwürfe in Ruhe in Augenschein zu nehmen, auf Vordrucken ihre Favoriten anzugeben und zu benoten, Begründungen hinzufügen sowie schriftlich eigene Vorstellungen und Kritik vorzubringen. Die Meinungen der Leute werden die Gemeinderäte aufgreifen und bei der Auftragsvergabe für die Beplanung des Baugebietes berücksichtigen.

 


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Stand: 20. Oktober 2004