"Hausherr" Bürgermeister Alfred Ostermeier hieß die Kunstfreunde bei der
Vernissage von "Kunst im Kotterhof 2006" im Kotterhof-Stadel willkommen.
Erna Fersch
Albert Fersch
Albert Fersch gibt fachlichen Beistand, wenn die in den symbolträchtigen Bildern
innewohnenden Künstlergedanken beim Enträtseln Schwierigkeiten bereiten. |
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Böhmfeld, 15.09.2006 (sdr) "Die Natur hat zehntausend
Farben, und wir haben uns in den Kopf gesetzt, die Skala auf zwanzig zu
reduzieren" zitierte Patchwork-Künstlerin Martina Robl aus Hermann Hesses
Erzählungen bei der Eröffnung der Ausstellung "Kunst im Kotterhof 2006" in
Böhmfeld. Dass Künstler weit darüber hinaus über ein fast unerschöpfliches
Repertoire an Farbtönen und zusätzlich auch an Formen verfügen, dokumentiert die
Präsentation, in der erstmals Martina Robl (Münchberg) mit ihren hinreißenden
Wandteppichen Glanzpunkte setzt. Für den rührigen und vielseitigen Böhmfelder
Kunstmaler Albert Fersch ist es bereits die fünfte Kunstschau mit neuen Bildern
im Kotterhof, ebenso für seine Ehefrau Erna Fersch, die diesmal mit vier
weiteren Schöpfungen aus ihrem reichhaltigen Fundus anspruchsvoller
Stoffapplikationen in die Öffentlichkeit geht. Joachim Stadelbauer (Klavier) und
Alexander Philipp (Saxophon) umrahmten die Vernissage mit schwungvollen
Jazz-Standards.
"Die drei Künstler verdeutlichen in ihren privaten Kunstwerken herausragendes
Können, viel Fingerspitzengefühl, Kreativität und Fantasie sowie ein hohes Maß
an technischem Vermögen", zeigte sich Bürgermeister Alfred Ostermeier in seiner
Begrüßungsrede bei der Ausstellungseröffnung angetan von den zahlreichen
eindrucksvollen Exponaten in fünf Räumlichkeiten des Kotterhofs. Ruhe, Stille,
konzentriertes Schweigen und das Hineinhören in die Sprache der Kunstwerke seien
Voraussetzung, damit die Betrachter daraus Signale für ihre eigene Seele
empfangen könnten.
"Mein Teil der Ausstellung wird thematisch dominiert von
den Eindrücken einer Süditalien- bzw. Apulienreise in diesem Frühsommer. Großen
Eindruck machte auf mich die heute als UNESCO-Weltkulturerbe geschützte
Höhlenstadt Matera", stimmte Albert Fersch, der von Beruf Hauptschullehrer ist,
auf seinen phantastischen Bilderreigen in Acryl-, Aquarell-, Graphfit-, und
Federstrich-Technik ein. Das breite Panoramaformat der Graphit-Zeichnungen im
Galerieraum spiegelt die Weite des Mezzogiorno wider - reduziert auf ein
nüchternes Schwarzweiß, entsprechend den grellen Licht-Schattenwirkungen des
Südens. Die vom Indigo-Farbton beherrschten Acrylbilder zeigen Ansichten
verschiedener Orte, darunter auch Matera. Des Mittelmeers heitere und
farbenfrohe Seite zieht im kleinen Kabinett im Erdgeschoss des Haupthauses die
Besucher in ihren Bann. "Mediterrane Skizzen" und Studien von Häusern am Meer
entstammen Ferschs Reise-Aquarellkasten. Stoff zum Nachdenken und Enträtseln von
Botschaften findet sich in den Federzeichnungen im Gewölberaum, unter anderem in
"H in der Suppe", in "Ein Löffelchen für Mami" und in "Reimporten".
"Ich arbeite mich mit textilen Techniken durch Themen, die mich beschäftigen und
die ich bewältigen möchte", erklärte Erna Fersch, Fachlehrerin für
Textilarbeiten und Werken, ihre in warmen Farben und klaren Strukturen
gehaltenen, teils monumentalen Applikationen, die im Kotterhof-Stadel zu
bewundern sind. Dabei spiele es für sie keine Rolle, dass die großflächigen,
fein komponierten textilen Kunstwerke nicht in heutige Wohnungen und
Reihenhäuser passen, betonte Fersch. "Was kann ich tun, dass die kalte,
vegetationslose Jahreszeit angenehmer wird?" fragt sie. Die Antwort gibt der
hoch aufragende Wandbehang "Winter" mit seinen zarten Farben und sanften Tönen.
Als Pendant dazu steht "Sommer" in üppig reifer Fülle. Kleine überschaubare
Dörfer im südlicher Landschaft faszinieren Erna Fersch und bewogen sie zu "Luciganano"
und "Farben der Provence". Weil es der feinsinnige Textilkünstlerin ein Anliegen
ist, dass viele Menschen ihr angeborenes Potenzial nicht entwickeln können,
griff sie zu Nadel und Faden und ließ "Im Leben" und "Im falschen Leben"
entstehen - zwei aussagekräftige Wandteppichmotive mit dem bildhaften Schicksal
eines wilden Tigers in Freiheit und in Gefangenschaft.
"Meine Liebe gehörte schon immer dem Fach Textilarbeiten und Werken", erzählte
die gebürtige Ingolstädterin Martina Robl, die unter anderem auch Schülerin von
Erna Fersch war, von 1987 bis 1994 an verschiedenen Grund- und Hauptschulen in
Ingolstadt und München unterrichtete und seit 1995 an der Volkshochschule Hof
und am Textilmuseum Helmbrechts als Dozentin lehrt. Sie färbt Stoffe selbst,
batikt, bedruckt sie und setzt auch die Nähmaschine ein, um mit Stichen zu
"malen". Martina Robl verwendet eine schier unerschöpfliche Vielzahl an Stoffen
und Farbnuancen, holt sich Inspiration gerne aus Natur und eigenem Garten und
lässt heiter-frische Verspieltheit und prunkvolle Raffinesse gute Nachbarn sein.
Ob ihrer prachtvollen, harmonisch ineinander fließenden Farben sind das riesige
Wandbild "Garden of Tranquility", "Herbstspaziergang im Nymphenburger Park",
"Träume vom Sommer" und "La Belle" textile Kostbarkeiten. Bewegung und
Leichtigkeit schwingen durch die Crazy-Wellen-Technik von "Tanz der Delphine".
Pflanzenfreunde werden sich verlieben in den wunderschönen Blütenstand von
"Rittersporn - Delphinium", und "Krokuswiese", ein von Martina Robl selbst
entworfenes Tessellationsmuster, besticht durch seine Symbiose von Farbtönen und
Formen.
Die Ausstellung im Böhmfelder Kotterhof kann noch bis 3. Oktober besucht werden.
Erna Fersch: Kotterhof-Stadel
Albert Fersch: Galerie, Gewölberaum, Kabinett und Kotterhof-Stadel
Martina Robl: Sitzungssaal im Obergeschoss
Geöffnet ist sind die Räume
jeweils an den Wochenenden 23.09./24.09.06, 30.09./01.10.06 sowie am Dienstag, 03.10.06, jeweils von 14 Uhr bis 18 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Text: Anneliese Siebendritt Fotos: adamo
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