Böhmfeld online

"Kunst im Kotterhof 2004"

 - ist nicht schwer.

Ein Tupfer genügt


Ausstellung im Kotterhof Böhmfeld
Hofstetter Straße 3

1. bis 14. November 2004
 

  
Bericht von der Vernissage

Über den Künstler und die Ausstellung

 

 

Ein wirklich gelungenes Fest der Künste im Böhmfelder Kotterhof

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Böhmfeld, 31.10.2004 (Ruediger Klein) Der denkmalgerecht sanierte Kotterhof mit seinem großen Jurastadel im Herzen von Böhmfeld ist einer der schlagendsten Beweise dafür, dass die hohe Baukultur der Altvorderen einer Gemeinde zu neuem, aufregend frischem Leben, ja zu einem anregenden und tragenden Gemeinschaftssinn verhelfen kann, wenn eine adäquate neue Nutzung für historische Gebäude gefunden wird. Und noch etwas fällt in Böhmfeld auf: Es gibt für die Kultur am Ort kaum noch Schwellenängste zu überwinden. Die Böhmfelder kommen längst zahlreich und begeistert, wenn im Kotterhof ein Kunstfest steigt.

Bürgermeister Alfred Ostermeier musste es am Sonntagabend, als er zur Ausstellungseröffnung "Dem Leben Farbe verleihen" das veranstaltende Künstler-Ehepaar Erna und Albert Fersch, das Kammerorchester der Ingolstädter Johann-Michael-Sailer-Schule und an die 150 weitere Gäste begrüßte, auch nicht sonderlich betonen, aber er wollte es ausdrücklich unterstreichen: "Der wirtschaftliche Mehrwert einer solchen Einrichtung ist der hohe und mit Zahlen eben nicht bezifferbare Nährwert von kulturellem Leben für die ganze Gemeinde". Wo eine Kommune so vorbildlich den Boden für die Künste bereitet, da stellen sich bald auch Menschen ein, die sich in Sachen Kunst und Kultur gerne für die Gemeinschaft engagieren.

Ein begeistertes Publikum, das am Sonntagabend in Böhmfeld die Kultur live dem Konsum von Fernsehbildern vorzog, lohnte das Engagement aller Akteure allemal. Unter der Leitung von Veronika Kimiti gab zunächst das Kammerorchester der Johann-Michael-Sailer-Schule, verstärkt durch Alois Schiele am Kontrabass und Ilse Wender am Cembalo, mächtig, inspiriert, heiter und presto den Winter und den Frühling aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten", das Concerto Grosso in d-Moll, das Kimiti mit einem energischen Dirigat erst freilaufen ließ, um es dann ebenso punktgenau aus der Polyphonie wieder herauszuführen, und Haydns Violinkonzert. Alle Klippen meisterten die jungen Musiker, der Benjamin des Kammerorchesters Christian Freidhoff (Geige) ist gerade einmal zwölf Jahre alt, spektakulär souverän. Die Violonistinnen und Bratschistinnen Ursula Suchanek, Susanne Schiele, Johanna Bernet, Kristin Vollnhals Jana Fritsch und Lisa Rendelmann hatten den akustischen Rückenwind für ihren Klangteppich, den das alte Kotterhof-Gemäuer bietet, dann auch optimal genutzt. Voll und weich, oder klar und nur hingetupft klang das Orchester wie in einem der großen renommierten Konzertsäle.

Der Künstlering-Vorsitzende Rupert Fieger ließ es sich schließlich angelegen sein, auf die besonderen Verdienste des Ehepaares Fersch und insbesondere von Albert Fersch für den Künstlerring hinzuweisen. Fieger verwies zu Recht darauf, dass Böhmfeld bei der Kunst und der Kultur, die in die Öffentlichkeit hineinwirke, nicht viel anders sei als Berlin, Paris oder New York. Ein wenig anders doch, so Fieger, denn in Böhmfeld kennt man Erna und Albert Fersch und in New York nicht. So wage der Künstler in der Region, im Dorf vielleicht sogar mehr, als in den Kunstzentren der Welt, meinte Fieger. Denn er trage mit seiner Kunst das in die Öffentlichkeit, was er schätzt, was er liebt und schützen will, was ihm missfällt oder was ihn ärgert. Die künstlerischen Mittel dieser in die Öffentlichkeit getragenen Liebe oder des Unmuts, sie seien bei Albert Fersch differenzierte, ja feine und feinste Linien in der Tuschzeichnung oder aber der schwebend leichte Pinselduktus bei seinen Aquarellen und Acrylmalereien.

Glücklich zeigte sich Fieger schließlich auch darüber, dass die Textil-Kunsthandwerkerin Erna Fersch sich nicht mit dem schillernden Titel "Künstlerin" schmücken wolle. "Ich mache halt", so habe Erna Fersch ihm gesagt. Und doch, manchmal ist dieses unaufgeregte und uneitle "machen" höhere Kunst als das Trommeln mit etwelchen Kunstsensationen. Übrigens auch da liegt dann Böhmfeld nahe bei Berlin, Paris oder New York.

Text: Rüdiger Klein   Fotos: adamo

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Text: Rüdiger Klein   Fotos: adamo

Bei Albert Fersch findet der Traum zur Wirklichkeit

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"Isoliert"
textile Mischtechnik, Erna Fersch

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"Meer"
textile Mischtechnik, Erna Fersch

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"Roussillon"
Aquarell, Albert Fersch

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"Grasse"
Aquarell, Albert Fersch

 

Geduld mag nicht bei allen bildenden Künstlern die ausgeprägteste Stärke sein. Der Böhmfelder Albert Fersch hat davon aber wohl reichlich. Nicht unbedingt nur Ernst zu nehmen war Ferschs` Hinweis, es sei vielleicht schon 1973 sein Traum gewesen, in einem Gebäude wie dem Kotterhof auszustellen. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung für die Ausstellung "Dem Leben Farbe zu verleihen, ist nicht schwer. Ein Tupfer genügt", die Albert Fersch zusammen mit seiner Frau Erna im Kotterhof eingerichtet hat, wurde dann aber doch deutlich, dass Fersch nicht nur höchste Freude am Ambiente des Kotterhofs hat, sondern auch den Wettstreit der Künste schätzt.

Vielleicht sei der bei der Eröffnungsveranstaltung zu Gunsten der Musik ausgegangen, erklärte Fersch anerkennend für die musikalischen Glanzlichter des Kammerorchesters. Der Klang der Musik ist freilich aus den Räumen des Kotterhofs längst verflogen, wenn die Bilder von Albert Fersch und die großen textilen Wandbehänge von Erna Fersch noch immer Wände und Räume neu und anders intonieren.

Albert Fersch ist in Böhmfeld also mit einem Traum von 1973 in der Wirklichkeit angekommen. 30 Jahr zwischen Traum und Wirklichkeit. Was der 19-jährige Fersch 1973 als "Traum I" mit Bleistift aufs Papier brachte, es war nicht viel besser und anders, als alles andere, was in einer Zeit des ersten Heraufdämmerns einer ökologischen Katastrophe gezeichnet, imaginiert und befürchtet wurde. Und doch ist die frühe, ungelenke Bleistiftzeichnung "Traum I" aller Beachtung wert, sieht man sie im Zusammenhang. Mag sein, dass einem Betrachter da in den Kopf schießt: was 30 Jahre hat Albert Fersch von seinem schweren und angestrengten Bleistiftstrich bis zur Leichtigkeit seiner aktuellen Tuschzeichnungen gebraucht? Mit Picasso antwortet man sich dann vielleicht: "Man braucht eben viel Zeit, um jung zu werden".

Fersch ist jung geworden. Das zeigen seine von beißender Ironie und nachsichtigem Humor ebenso gekennzeichneten Tuscheblätter über die Verbauung der Juralandschaft wie seine reizvolle Serie, die sich mit Feldfluren zu befassen scheint, und doch zuerst Gewandfaltungen mit Erdkrusten zusammenfließen lässt. Den Landschaftsfraß unter dem zur Seite geschobenen Gewand macht Fersch aber eben auch sichtbar. Das alles nie mit erhobenem Zeigefinger, auch nicht, wenn Fersch den Hunger in der Welt und die Wohlstandsgesellschaften in Europa mit Spitzer Feder aufpikt.

Aber Fersch reflektiert im Jahr 2004 mit klarer Linie. Dies künstlerisch-technisch wie in Inhalt und Gehalt. Und er ist auch in seiner Malerei jung geworden. Fersch arbeitet heute bewusst mit dem Weiß des Malgrundes, er reduziert die Bildzeichen und Farbflächen, um darin noch mehr Volumen, noch mehr Idee einfangen zu können. Kinder streben in ihrer Zeichenkunst von der Vereinfachung komplexer Sachverhalt weg, sie wollen immer detaillierter verdeutlichen. Künstler wie Albert Fersch streben dagegen zur Reduktion, um zu verdeutlichen. Auch da ein weiter Weg von Ferschs "Traum I" aus dem Jahre 1973 bis hin etwa zur monochromen Indigo-Malerei von einen südfranzösischen Dorfplatz oder von einem Juradorf mit dem klingenden Namen Pfünz. Der Traum findet bei Albert Fersch also heim zur Wirklichkeit.

Dem eher sanften Naturell des in Fribertshofen bei Berching geborenen Künstlers entsprechend sind es weder Alp-Traum, noch Alp-Wirklichkeit, die sich da dann begegnen. Die Ausstellung von Erna und Albert Fersch ist einen Ausflug nach Böhmfeld wert. Sie ist bis 14. November jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Text: Rüdiger Klein   Fotos: adamo

 

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"Piegato" u. "Bella Figura"
Federzeichnungen
"Traum I" 1973, Federzeichnung
 
"Juratoskana" u. "In memoriam Jurahaus"
Federzeichnungen"
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"Fischerboot / Korsika I" Acryl
 
"Hängematte / Korsika II" Acryl
 
"Pfünzer Brücke" Acryl
 
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"Austernbänke bei Bordeaux" Acryl
 
"Fontefroide" Acryl
 
"Provence" Acryl
 
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"San Leo" Aquarell
 
"In der Auvergne" Aquarell
 
"Stillleben" Mischtechnik
 
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"Wo is'n 's Hirn" Federzeichnung "Marktgerechte Begradigung" Federzeichnung "Fremd" Acryl
 


Weitere Fersch-Ausstellungen:
 

"Flora"

"Kunst im Kotterhof 2003"

"Kunst im Kotterhof 2006"

 
* Grafik "Dem Leben Farbe zu verleihen ..." © Albert Fersch
Die Texte stellte freundlicherweise Rüdiger Klein vom Eichstätter Kurier zur Verfügung.
 

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        © 2004; adamo
Stand: 24. September 2006