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Böhmfeld, 31.10.2004 (Ruediger Klein) Der denkmalgerecht
sanierte Kotterhof mit seinem großen Jurastadel im Herzen von Böhmfeld ist einer
der schlagendsten Beweise dafür, dass die hohe Baukultur der Altvorderen einer
Gemeinde zu neuem, aufregend frischem Leben, ja zu einem anregenden und
tragenden Gemeinschaftssinn verhelfen kann, wenn eine adäquate neue Nutzung für
historische Gebäude gefunden wird. Und noch etwas fällt in Böhmfeld auf: Es gibt
für die Kultur am Ort kaum noch Schwellenängste zu überwinden. Die Böhmfelder
kommen längst zahlreich und begeistert, wenn im Kotterhof ein Kunstfest steigt.
Bürgermeister Alfred Ostermeier musste es am Sonntagabend,
als er zur Ausstellungseröffnung "Dem Leben Farbe verleihen" das veranstaltende
Künstler-Ehepaar Erna und Albert Fersch, das Kammerorchester der Ingolstädter
Johann-Michael-Sailer-Schule und an die 150 weitere Gäste begrüßte, auch nicht
sonderlich betonen, aber er wollte es ausdrücklich unterstreichen: "Der
wirtschaftliche Mehrwert einer solchen Einrichtung ist der hohe und mit Zahlen
eben nicht bezifferbare Nährwert von kulturellem Leben für die ganze Gemeinde".
Wo eine Kommune so vorbildlich den Boden für die Künste bereitet, da stellen
sich bald auch Menschen ein, die sich in Sachen Kunst und Kultur gerne für die
Gemeinschaft engagieren.
Ein begeistertes Publikum, das am Sonntagabend in Böhmfeld
die Kultur live dem Konsum von Fernsehbildern vorzog, lohnte das Engagement
aller Akteure allemal. Unter der Leitung von Veronika Kimiti gab zunächst das
Kammerorchester der Johann-Michael-Sailer-Schule, verstärkt durch Alois Schiele
am Kontrabass und Ilse Wender am Cembalo, mächtig, inspiriert, heiter und presto
den Winter und den Frühling aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten", das Concerto
Grosso in d-Moll, das Kimiti mit einem energischen Dirigat erst freilaufen ließ,
um es dann ebenso punktgenau aus der Polyphonie wieder herauszuführen, und
Haydns Violinkonzert. Alle Klippen meisterten die jungen Musiker, der Benjamin
des Kammerorchesters Christian Freidhoff (Geige) ist gerade einmal zwölf Jahre
alt, spektakulär souverän. Die Violonistinnen und Bratschistinnen Ursula
Suchanek, Susanne Schiele, Johanna Bernet, Kristin Vollnhals Jana Fritsch und
Lisa Rendelmann hatten den akustischen Rückenwind für ihren Klangteppich, den
das alte Kotterhof-Gemäuer bietet, dann auch optimal genutzt. Voll und weich,
oder klar und nur hingetupft klang das Orchester wie in einem der großen
renommierten Konzertsäle.
Der Künstlering-Vorsitzende Rupert Fieger ließ es sich
schließlich angelegen sein, auf die besonderen Verdienste des Ehepaares Fersch
und insbesondere von Albert Fersch für den Künstlerring hinzuweisen. Fieger
verwies zu Recht darauf, dass Böhmfeld bei der Kunst und der Kultur, die in die
Öffentlichkeit hineinwirke, nicht viel anders sei als Berlin, Paris oder New
York. Ein wenig anders doch, so Fieger, denn in Böhmfeld kennt man Erna und
Albert Fersch und in New York nicht. So wage der Künstler in der Region, im Dorf
vielleicht sogar mehr, als in den Kunstzentren der Welt, meinte Fieger. Denn er
trage mit seiner Kunst das in die Öffentlichkeit, was er schätzt, was er liebt
und schützen will, was ihm missfällt oder was ihn ärgert. Die künstlerischen
Mittel dieser in die Öffentlichkeit getragenen Liebe oder des Unmuts, sie seien
bei Albert Fersch differenzierte, ja feine und feinste Linien in der
Tuschzeichnung oder aber der schwebend leichte Pinselduktus bei seinen
Aquarellen und Acrylmalereien.
Glücklich zeigte sich Fieger schließlich auch darüber, dass
die Textil-Kunsthandwerkerin Erna Fersch sich nicht mit dem schillernden Titel
"Künstlerin" schmücken wolle. "Ich mache halt", so habe Erna Fersch ihm gesagt.
Und doch, manchmal ist dieses unaufgeregte und uneitle "machen" höhere Kunst als
das Trommeln mit etwelchen Kunstsensationen. Übrigens auch da liegt dann
Böhmfeld nahe bei Berlin, Paris oder New York.
Text: Rüdiger Klein Fotos: adamo
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