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Gelöbnisfeier in Böhmfeld
"Soldaten sind Handwerker des Friedens und der Freiheit"
 Ein Bericht von A. Siebendritt

 

30.06.2000

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Bürger schufen festlichen Rahmen und bereiteten herzlichen Empfang

"Wenn man nach Böhmfeld kommt, merkt man, dass man willkommen ist, und man fühlt sich wohl." Was Brigadekommandeur der Pionierlehrbrigade 60 "Bayerischer Löwe", Oberst Manfred Benkel, bei der ersten Gelöbnisfeier in Böhmfeld empfand und womit er seine Ansprache einleitete, das spiegelte die gesamte denkwürdige Veranstaltung: Sonntagsstimmung am Freitagnachmittag bei hellem Sonnenschein und Scharen von festlich gekleideten Bürgerinnen und Bürgern, Fahnen an Straßen und Häusern, vollzählig die Repräsentanten von Gemeinde und Kirche, stolz präsentierte Fahnenabordnungen der Ortsvereine, umringt von zahlreichen Mitgliedern, Trommelwirbel und feierliche Blasmusik von den örtlichen Musikanten sowie eine frisch herausgeputzte und eindrucksvoll dekorierte Festhalle.

In guter Erinnerung geblieben ist der Böhmfelder Bevölkerung die Besiegelung der Patenschaft zwischen der Gemeinde Böhmfeld und der Spezialpionierkompanie 600 Ingolstadt vor einem Jahr. Spezialpionier zu sein heißt, höchste technische Fertigkeiten für die Versorgung und das Funktionieren sämtlicher Bundeswehrbereiche sowie für die Schaffung von zivilen Versorgungseinrichtungen in Krisengebieten zu beherrschen. Wenn wundert's, dass Gemeinde und Bürger die damals schon angekündigte Gelöbnisfeier als besondere Ehre empfanden.

Im Mittelpunkt des für das Dorf außergewöhnlichen Ereignisses standen jedoch 50 junge Männer, darunter auch ein Böhmfelder, die mit ihren Angehörigen und Soldaten der Spezialkompanie nach Böhmfeld gekommen waren, um das Gelöbnis für ihren Dienst bei der Bundeswehr abzulegen.

Ein Gottesdienst eröffnete die Festveranstaltung

Ein ökumenischer Gottesdienst mit dem katholischen Militärstandortpfarrer Hans Meyer (Ingolstadt), seinem evangelischen Amtskollegen Wolfgang Mögelin und dem Böhmfelder Pfarrer Johann Zeilbeck in der Festhalle vor mehr als 600 Soldaten, Rekruten, Gästen und Bürgern eröffnete die Feier. Pfarrer Mögelin freute sich über die "wunderbar hergerichtete Halle", in der man "sehr gut Gottesdienst feiern" könne.

In eingänglicher Weise brachte Pfarrer Meyer, Mitbegründer der Kriegskindernothilfe Roth und erfahren durch Aufenthalte in Krisenregionen, den Gottesdienstbesuchern in seiner Predigt nahe, wie Konflikte kleinen und großen Ausmaßes entstehen. Zur Vermeidung und Überwindung von Feindschaften sei es wichtig, "sich mit den Augen des anderen zu sehen und sich in Langmut zu üben". Friedensarbeit für die Menschen im Sinne Gottes habe, so Meyer, oberste Priorität im Soldatenalltag.

Die Kollekte in Höhe von 600 Mark kommt den Projekten der Kriegskindernothilfe zugute.

Mitgerissen von der schmissigen Marschmusik der Böhmfelder Bergbläser, bewegte sich nach Beendigung des Gottesdienstes der nicht mehr überschaubare Festumzug im Gleichschritt zum Dorfplatz.

Begrüßungsansprachen von Bürgermeister Ostermeier und Oberst Benkel

"Frieden ist zerbrechlich, auch bei uns. Geschundene, unschuldige Menschen in benachbarten Krisengebieten müssen unterstützt werden. Wir brauchen unsere Staatsbürger in Uniform, weil sie Handwerker des Friedens und der Freiheit sind", sagte Bürgermeister Alfred Ostermeier in seiner Begrüßungsansprache. Die erste Gelöbnisfeier in Böhmfeld sei Zeichen der Verbundenheit der Gemeinde mit der Patenkompanie: "Unsere Patenschaft steht nicht nur auf dem Papier, wir leben sie!" Über 13.000 Mark habe die Gemeinde Böhmfeld bisher zusammengetragen für das Not leidende bosnische Bergdorf Vukanovici und dessen gefährdeten Kindergarten, für den die Ingolstädter Spezialkompanie eine Patenschaft übernommen hat. Damit sei, wie Ostermeier betonte, vor allem der Fortbestand der ethnisch gemischten Kindertagesstätte über Jahre hinaus gesichert. Erheblichen Anteil am Gelingen des Hilfsprojektes habe Kompaniechef Major Udo Nagels, hob der Bürgermeister hervor. Zur Linderung der Not auf dem Balkan trage aber auch die noch weiterlaufende Sachspendensammlung von Christine und Werner Bäuerlein zugunsten der Kriegskindernothilfe bei. Bäuerleins Fotodokumentation aus Bosnien verdeutlichte die dortige schlimme Lage.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar", wandte sich Oberst Manfred Benkel an die Rekruten der Spezialpionierkompanie 600 Ingolstadt. Und weiter führte er aus: "Wer das Gemeinwesen im Ernstfall schützen will, muss in guten Zeiten die Voraussetzungen dafür schaffen." Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen sei der Dienst zu versehen. Niemand dürfe wegen seiner Herkunft benachteiligt oder gar verfolgt werden. Die Wahrung der Menschenwürde sei der höchste Maßstab soldatischen Handelns, gab er den Bundeswehrneulingen mit auf den Weg.

Zackig zeigten sich die Jungsoldaten bei den präzisen Kommandos von Kompaniechef Nagels. Bayernlied und gemeinsam gesungene Nationalhymne vereinten die Bürger in Uniform und in Zivil. Höhepunkte der Veranstaltung auf dem dicht bevölkerten Dorfplatz waren schließlich das Abschreiten der in Gelöbnisaufstellung verharrenden Rekrutenreihen durch Bürgermeister Alfred Ostermeier und Brigadekommandeur Oberst Manfred Benkel und vor allem das fünfzigstimmige feierliche Versprechen: "Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen."

Am Abend wurde gefeiert

Die Anspannung wich beim Rückmarsch zur Festhalle, wo sich Bürger und Soldaten zum gemeinsamen Abend einfanden. Die Bundeswehraktiven und die Böhmfelder Reservisten hatten alle Hände voll zu tun, um die eng zusammengedrängt sitzenden Gäste mit Getränken und Eintopf aus der Feldküche zu versorgen.

Kurz inne hielt die gesellige Gästeschar, als Major Nagels und Bürgermeister Ostermeier im Namen der Spezialpionierkompanie 600 und der Gemeinde einen Spendenscheck über 1.000 Mark zugunsten des Umbaus des Böhmfelder Kindergartens Sankt Marien an Pfarrer Zeilbeck übergab. Der Geldbetrag stammt aus dem Erlös der Patenschaftsfeier im Juni vergangenen Jahres in Böhmfeld.

Feldwebel Torsten Ott wurde zum Oberfeldwebel ernannt, und Stabsunteroffizier Jürgen Bauer wurde für seinen achtjährigen Dienst bei der Bundeswehr und insbesondere für sein mehrmaliges freiwilliges und großes Engagement in Krisengebieten auf dem Balkan belobigt und mit einer Urkunde ausgezeichnet.

Hohe Anerkennung für ihre "beispielhafte Einsatzbereitschaft" zollte Bürgermeister Ostermeier allen Helferinnen und Helfern sowie den Böhmfelder Bergbläsern für die "würdevolle musikalische Umrahmung", vor allem aber Johann Frank, Max Mackle und Michael Strehler sen. für die "treffliche Gestaltung von Festhalle und Bühne".

 

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Stand: 22. Dezember 2002