Dorfstraße mit Maibaum um 1930 /3/

Maibaum - Aufstellen

in Böhmfeld

 
Inhalt
pin Maibaum-Aufstellen strengstens verboten !
pin das Baumschlagen
pin das "Goaßn-Binden"
pin das Baumaufrichten
pin das Feiern
pin Böhmfelder Maibaum-Geschichte
pin Informationsquellen
Bilder vom Maibaumaufstellen 2000

 

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Maibaum-Aufstellen strengstens verboten !

Wenn am 1. Mai in den bayrischen Dörfern die Ortsdurchfahrten wieder gesperrt sind, ist sie da die Zeit, in der die Maibäume aufgestellt werden. Diese Tradition geht weit zurück. Schon unsere vorchristlichen Ahnen versprachen sich von seiner schirmenden Kraft über Haus und Hof, Dorf und Gemarkung Schutz und Segen.

Da der Maibaum nach alter Gepflogenheit nicht gekauft, sondern geschenkt oder "organisiert" wird, gab letztere Beschaffungsart schon im 17. Jahrhundert immer wieder Ärger mit der Obrigkeit. Weil sich die Bauernburschen ihren Maibaum gewöhnlich im Staatsforst holten, verbot die kurfürstliche Regierung schließlich 1690 in Altbayern das Maibaumsetzen. Offiziell aufgehoben wurde das Verbot erst im April 1827 durch König Ludwig I. mit dem weisen Schluss:

"Da Wir Volksfeste lieben und Unsern treuen Untertanen mit wahrer Freude jede ehrbare Ergötzlichkeit gönnen, so wollen Wir hiermit erklären: es sey von nun an wieder erlaubt, nach uraltem Brauche am 1. Mai in jeder Gemeinde auf dem Lande einen Maibaum aufzusetzen. Wir vertrauen in die Einsicht und Klugheit Unserer Landesbehörden, daß zweckmäßigste Anleitung getroffen wird, um dem Landvolk dieses an sich unschädliche Vergnügen nach Unserer wohlmeinenden Absicht zu verschaffen und zu erhalten".
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Damit hier überhaupt kein Zweifel aufkommt, der Böhmfelder Maibaum wurde, wie bereits lange üblich, auch dieses Jahr von der Gemeinde aus deren Wald gespendet. Und der Erlös der Baumversteigerung des jeweils letztjährigen Baumes kommt dem Böhmfelder Kindergarten zugute.

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Also schau'n mer mal, wie die Böhmfelder das machen:
Das Baumschlagen

Nachdem lange Jahre der Wanderverein diesen Brauch am Leben hielt, hat seit drei Jahren die Feuerwehr dieses Amt übernommen.

In Böhmfeld ist es Tradition, dass der Maibaum jeweils erst am Morgen des 1. Mai aus dem Gemeindewald geholt wird. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass das sonst übliche Maibaumstehlen durch Burschen aus Nachbarorten schon mal unmöglich wird.

Im Morgengrauen macht sich ein Trupp auf den Weg in den Wald. Die erste halbe Stunde im Gehölz vergeht meist damit, bis man sich einigt, welche Fichte denn nun die beste sei.

 


... genau, dös isser!

 
Dann geht alles recht schnell: die Fallrichtung peilen, den Baum ringsum einschneiden, den Keil eintreiben, den Schnitt vollenden - und schon liegt er.
  Diesmal hat er die stolze Länge von annähernd 30 m. Den Jahresringen nach hat diese Fichte gut 100 Jahre warten müssen, bis sie für ein Jahr lang der Blickfang der Dorfstraße wird.
Mit "zuuugleich"
und "hauuu - ruck"
wird der schwere Stamm auf den Nachläufer gewuchtet ...

... und schon geht's ab ins Dorf.

     
...................................zum Seitenanfang Nachdem dieser erste Akt geschafft ist, gibt's erst einmal 'ne ordentliche Brotzeit.
Aber komisch, auf einmal sind es schon viel mehr Leute als in der Früh !?

 

Das Goaßn-Binden

Bereits am Vortag haben fleißige Hände das wichtigste Werkzeug der Maibaumaufsteller, die "Gaoßn" gebunden. Der Name erinnert an die Hörner von Geißböcken. In anderen Regionen ist auch der Name "Schwaiberl" gebräuchlich, der die bildliche Verbindung zu einem Schwalbenschwanz darstellt.

Benutzt werden diese mit stabilen Stricken in ausgeklügelter Technik verbundenen Stangenpaare, um den Maibaum später Stück für Stück anzuheben.

 
   
 

Bevor es dann wirklich losgehen kann, werden die "Goaßn" noch richtig gewässert, wodurch die Stricke quellen und somit der Sitz noch fester wird.

 
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Außerdem müssen die Reste des letztjährigen Maibaums aus der fast zwei Meter tiefen Fundamentröhre entfernt werden.

Rechts kann man gut die Rampe erkennen, auf der der Baum beim Aufstellen bis auf den Grund der Röhre gleiten kann.

Das Baumaufrichten

Jetzt wird's ernst.
Mit vereinten Kräften muss zunächst der Baum in die richtige Startposition gebracht werden.

Dann kommen die oben beschriebenen "Goaßn" zum Einsatz. ............................................

Bei zunächst sehr flachem Anstellwinkel mit den kürzeren Stangenpaaren bedarf es schon einiger Anstrengung, um den ca. 1 Tonne wiegenden Riesen in die Höhe zu stemmen.
  Mit zunehmender Aufrichtung müssen die starken Männer - bis zu fünf mühen sich an einer einzigen Stange ab - immer wieder die Hörner ihrer "Goaßn" nachsetzen. Bis schließlich gar die kürzeren Paare durch längere ersetzt werden.

... mit Musik geht alles besser

Einer weiß genau wo's langgeht: Klaus hat das Kommando!

Wenn der Baum dann senkrecht steht, werden mit kraftvollen Schlägen viele Fichten- Stangen um ihn herum in seinem Fundament verkeilt. So kann er übers Jahr allen Stürmen trotzen.

Nachdem er ordentlich befestigt ist, wird noch der restliche Schmuck angebracht.
Unter den bereits hoch hängenden Kränzen und Girlanden aus Fichtengrün werden jetzt von einem Steiger
noch ein Starenkasten und die Zunftschilder montiert.
     
 

Der Böhmfelder Maibaum gehört übrigens zur Gattung der urtümlichen, ungeschälten. Hier wird im Gegensatz zu den geschälten und lackierten jedes Jahr ein neues Exemplar aufgestellt.

Zum Schluss noch das Ortswappen und fertig ist er!

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Das Feiern

Für manche das wichtigste an diesem Tag:

Auf dem Dorfplatz gibt es anschließend gesottenes, gegrilltes und natürlich auch gebrautes - wir sind hier in Böhmfeld ja schließlich mitten im Herzen von Bayern.

Prost - Mahlzeit!

 
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Noch etwas Geschichte gefällig?

Der heutige Standplatz des Böhmfelder Maibaums an der Hauptstraße gegenüber der Gemeindekanzlei war nicht immer sein Platz.

Um die Jahrhundertwende stand er weiter unten an der Hauptstraße vor der früheren Gastwirtschaft Ostermeier, wie eine alte Ortsansicht (linkes Bild; /2/ ) zeigt. Ein Pferdegespann und der Zugbrunnen am linken Bildrand zeugen von einer längst vergangenen Zeit.

 

In späteren Jahren wurde er bereits dort aufgestellt, wo er auch heute wieder steht, nämlich neben der ehemaligen Bäckerei Stemmer (rechtes Bild; /3/ ). Nachdem in einigen Jahren beim Aufstellen schwere Unfälle passiert sind - u.a. wurde einem der Burschen ein Fuß abgeschlagen - wurde der Brauch vorübergehend eingestellt.

Erst vor etwa 20 Jahren lebte er durch eine Initiative der Wanderfreunde Böhmfeld wieder auf. Durch sie bekam der Maibaum auch einen neuen Standort. Er wurde seitdem neben dem ehemaligen "Schmiedwirt", dem früheren Stammlokal der Wanderfreunde an der Gaimersheimerstraße errichtet (heute steht dort der Raiffeisen-Neubau).

Als vor drei Jahren schließlich die Feuerwehr das Kommando übernahm, führte sie den Standort des Baumes wieder an den Platz neben der Bäckerei zurück - nur die hat nicht drauf gewartet, sie existiert leider nicht mehr.

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Informationsquellen:

/1/ entnommen aus "Hypo-Bauernkalender 1964"; freundlicherweise zur Verfügung gestellt von H. Geritz
/2/ u. /3/ aus alten Böhmfelder Ansichtskarten; freundlicherweise zur Verfügung gestellt von H. Knöferl

Die Bildgeschichte entstand mit freundlicher Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Böhmfeld mit Ihrem Kommandanten H. Richter und ihrem Maibaum-Kappo H. Regensburger.


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Böhmfeld

Böhmfeld-online
© 1997; AdamO
Stand: 19. Dezember 2002