Böhmfeld, 12.04.06 (sdr) Neue Baugebiete kosten die Kommune viel Geld. Wenn
dann noch hohe Summen für eine grundlegend geänderte Abwasserbeseitigung
vorzustrecken sind, schießen die gemeindlichen Ausgaben in die Höhe. In Böhmfeld
macht sich das im Gemeindeetat 2006 sehr deutlich bemerkbar.
"Wir haben heuer eine Entwicklung im Vermögenshaushalt, die mit jener in den
Jahren 1993 und 1994, als das Baugebiet 'Lehenäcker' zu bewältigen war,
vergleichbar ist", stellte Bürgermeister Alfred Ostermeier in der jüngsten
Gemeinderatssitzung in Böhmfeld fest. Im Großen und Ganzen sei die Haushaltslage
mit Blick auf den Verwaltungsteil aber etwas besser als in den Vorjahren.
"Dicke Brocken" bei den Ausgaben im Vermögenshaushalt, der in Einnahmen und
Ausgaben mit 3.434.050 Euro abschließt - eine Steigerung von immerhin eineinhalb
Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr -, sind der Grundstückserwerb für das
Baugebiet "Lehenäcker" in Höhe von rund 700.000 Euro sowie die Erschließung des
Baugebietes "Ziegelstadelweg" mit rund einer Million Euro, die sich in 2007 mit
über 600.000 Euro fortsetzen werden. 1.027.500 Euro sind für die
Abwasserbeseitigung zur Zentralkläranlage Ingolstadt zu berappen. Etwa 10.000
Euro wird die Umgestaltung des gemeindlichen Friedhofs kosten. Für die
Renovierung des Pfarrhauses wird die katholische Kirchenstiftung einen Zuschuss
von 12.750 Euro erhalten. Zusätzliche Straßenleuchten im Dorf sind mit 20.000
Euro eingeplant. Mit 15.000 Euro erscheint der sich momentan in seiner
Entstehung befindende Bildband "Böhmfeld in alten Bildern" auf der Ausgabenseite
des Vermögensetats. Allerdings wird der Verkauf des Buches - voraussichtlich am
Weihnachtsmarkt 2006 im Kotterhof - vorerst wieder 5.000 Euro in die
Gemeindekasse spülen.
Um die beträchtlichen Investitionsaufwendungen begleichen zu können, wird die
fast schuldenfreie Kommune heuer kurzfristige Kredite in Höhe von 980.000 Euro
in Anspruch nehmen und ihre Rücklagen von knapp einer Million Euro bis auf einen
Rest von 20.450 Euro aufbrauchen müssen. Ende 2009 wird sie allerdings wieder
über ein Rücklagenpolster von über einer halben Million Euro verfügen. Möglich
machen dies der Verkauf der gemeindlichen Bauplätze im neuen Baugebiet mit
voraussichtlich 760.000 Euro Einnahmen in 2006 und mit jeweils 270.000 Euro in
den Folgejahren sowie die Erschließungsbeitragszahlungen durch die
Bauplatzerwerber. Zügig kann man deshalb die Tilgung der kurzfristigen Darlehen
vorantreiben.
Ruhiger geht es zu im Verwaltungshaushalt, der in Einnahmen und Ausgaben mit
1.246.050 Euro summiert. Infolge des neuen Kindergartengesetzes angestiegen auf
82.000 Euro ist der Zuschuss für den katholischen Kindergarten Sankt Marien.
Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Für die Aufstellung
des Bebauungsplans "Ziegelstadelweg" sind 12.000 Euro vorgesehen, für Zuschüsse
für private Solar- und Photovoltaikanlagen 6.000 Euro und für die für die Bürger
kostenlose Häckselaktion 3.000 Euro. Durch den Umbau der Kläranlage erhöhen sich
auch die laufenden Kosten für die Abwasserbeseitigung. Die Kreisumlage beläuft
sich auf 363.050 Euro und die VG-Umlage auf 97.800 Euro.
"Ganz gut" sieht es aus bei den Gewerbesteuereinnahmen von 98.000 Euro, beim
Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer von 611.000 Euro und bei den
Schlüsselzuweisungen vom Land Bayern von 175.700 Euro. Besonders erfreulich sei
der im Verwaltungshaushalt erwirtschaftete Überschuss in Höhe von 120.400 Euro,
der dem Vermögenshaushalt zugeführt werden könne, sind sich Bürgermeister Alfred
Ostermeier und Kämmerer Roland Erlenbach einig.
Die Hebesätze für Grundsteuer A und B sowie für die Gewerbesteuer betragen
unverändert jeweils 350 Prozent. Der Satzungsbeschluss erfolgte einhellig.
"Unsere Bebauungspläne beachten ökologische Standards und fördern das moderne
regionale Bauen. Wir informieren Bauwillige über Ökologie und Baukultur und
schreiben ökologische Auflagen hinsichtlich Solarenergie, Regenwassernutzung,
geringer Versiegelung, naturnaher Gartengestaltung etc. in gemeindlichen
Kaufverträgen fest", legte die Gemeinde Böhmfeld in ihrem Leitbild "Böhmfeld
2020 - Nachhaltig fit für die Zukunft" fest, das das Gemeindegremium bei seinen
Beratungen und Entscheidungen vor Augen hat. Da man beim Verkauf gemeindlicher
Bauparzellen im neuen Baugebiet "Ziegelstadelweg" einen Punktekatalog mit
finanziellem Anreiz für umweltgerechtes und energiebewusstes Bauen anvisierte,
hörte man sich sicherheitshalber in der Sitzung des Gemeinderates dazu die
Meinung des Energieberaters Richard Wittmann (Gaimersheim) an.
Nach detaillierten Ausführungen über Wärmeschutz- und
Energieeinsparungsverordnung kristallisierte sich heraus, dass eine möglichst
kompakte Bauweise ohne Rück- und Vorsprünge in dieser Hinsicht am günstigsten
sei, dass es für die Gemeinde aber zu kompliziert sei, zu überprüfen, was sonst
noch alles dazu gehört und wie die sich stets wandelnden Einzelheiten zu
bewerten seien. Außerdem gebe es für diesbezügliche Maßnahmen bereits staatliche
Zuschüsse und günstige Darlehen, führte der Fachmann aus. Um Überschneidungen
bei der Förderung zu vermeiden, solle man sich auf ökologische Kriterien wie
Dachbegrünung, Regenwassernutzung, auf die Bevorzugung von Holzfenstern etc.
beschränken, riet Wittmann.
"Wir werden uns vom Punktekatalog verabschieden und dafür unser bisheriges
Förderprogramm weiter verfolgen und gegebenenfalls Neues hinzufügen", gab
Bürgermeister Alfred Ostermeier zu verstehen. Außerdem könne man sich Gutscheine
für eine fachmännische Energieberatung in der Planungsphase des Hausbaus
vorstellen sowie eine Liste der Energieberater als Beilage zum Kaufvertrag.
Weil im Leitbild auch die Förderung der Familie im Vordergrund steht, spielte
man in jüngster Vergangenheit auch mit dem Gedanken, beim Verkauf der
gemeindlichen Bauplätze eine Familienförderung einzubauen. Davon sollten aber
generell alle Bauherren in Böhmfeld, nicht nur diejenigen, die der Gemeinde
Bauplätze abkaufen, profitieren, meldeten sich einige Gemeinderatsmitglieder.
Solle man gerechterweise dabei das Einkommen berücksichtigen oder gar bei den
Kindergartengebühren einen Nachlass gewähren? überlegten andere.
"Baukindergeld wird nicht Bestandteil des gemeindlichen Kaufvertrages. Die
Förderung steckt bereits im Kaufpreis, der wesentlich unter dem aktuellen
Marktpreis liegen wird", lautete schließlich der Beschluss, der mit zwei
Gegenstimmen über die Bühne ging.
Da nach der Ernte die Erschließungsmaßnahmen im Baugebiet "Ziegelstadelweg"
beginnen sollen, erläuterte Diplomingenieur Otto Touschek (Ingolstadt) nochmals
die Wirkung das vorgesehenen Mulden-Rigolensystems zur
Niederschlagswasserbeseitigung, für das er eine 20-jährige Erfahrung mitbringt.
Das Gefälle im Gelände eigne sich dafür ganz besonders, machte der
Entwässerungsexperte deutlich. Touschek begrüßte ausdrücklich den Vorschlag von
Bürgermeister Ostermeier, der "keinen Spielplatz mit vielen teuren Geräten"
möchte, das Regenrückhaltebecken als Spiel- und Bolzplatz für Kinder herrichten
zu lassen. Die wasserdurchlässige Bauweise mit abgemagertem Boden, die auch bei
anhaltenden Niederschlägen keinen dauerhaften Wasserstand zulasse, sei einem
Sportplatzunterbau ähnlich und für diesen Zweck sehr gut geeignet, sagte der
Fachmann..
Die Mehrheit der Bürgervertreter sprach sich nach längerer Diskussion mit
Erschließungsplaner Otto Touschek mehrheitlich für einen Ausbau der zentralen
Erschließungsstraße als 30 km/h-Zone aus, während die davon abzweigenden Straßen
verkehrsberuhigt gestaltet werden sollen. Bei den Straßennamen sind
"Ziegelstadelweg", "Am Tongraben", "Pfarrer-Federl-Ring" oder "Franz-Federl-Ring"
die Favoriten. In der neuen Ausgabe von "Böhmfeld aktuell" werden die
Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, selbst zusätzliche Vorschläge für
Straßennamen im neuen Baugebiet zu machen.
"Man weiß nicht, was in den nächsten 20 Jahren kommen wird", gab der
Bayerische Gemeindetag zu bedenken und veranlasste die Gemeinde Böhmfeld, den
Gemeinderatsbeschluss für die Ausdehnung des langfristigen Konzessionsvertrages
mit dem Großlieferanten "Primagas" für die Belieferung mit Flüssiggas über das
neue Baugebiet "Ziegelstadelweg" hinaus zurückzunehmen. Ohne Not solle der
Konzessionsvertrag nicht in diesem Umfang abgeschlossen werden, weil sich auf
dem Energiemarkt viel ändere. Ansonsten sei der Vertrag in Ordnung, fand der
Gemeindetag. Gegen eine Stimme aus dem Rätekreis votierten die Bürgervertreter
für die Beschränkung der Konzession nur auf das Baugebiet "Ziegelstadelweg".
Maximal 1.500 Euro will die Gemeinde Böhmfeld in diesem Jahr ausgeben für
Beiträge wie Filme, Theateraufführungen, Clown- und Zauberervorstellungen des
Kreisjugendrings Eichstätt zum Ferienprogramm der Kommune. Eine Spielbusaktion
ist nicht vorgesehen. An der Programmgestaltung beteiligen werden sich auch
heuer wieder die Ortsvereine und Gruppen. Sie sollen ihre Vorschläge bis Anfang
Juni 2006 einbringen.
1.500 Euro wird die Kommune locker machen für junge Mitglieder der Freiwilligen
Feuerwehr Böhmfeld, die als künftige Fahrer des Löschgruppenfahrzeugs dafür
gezielt den Führerschein erwerben. Voraussetzung für die Bezuschussung ist
jedoch, dass die Nachwuchsfeuerwehrler regelmäßig an den Feuerwehrübungen
teilnehmen.
Eine "radikale und ehrliche Bestandsaufnahme" mit Moderator Karl Spindler von
der Schule für Dorf- und Landentwicklung in Plankstetten hinsichtlich der
Umsetzung des Leitbildes "Böhmfeld 2020", dem der Gemeinderat vor zwei Jahren
einmütig grünes Licht gegeben hat, schlug Bürgermeister Ostermeier vor. Der
Grund dafür sei die immer schwächer werdende diesbezügliche
Projektgruppenarbeit. Zurzeit sei lediglich noch die Gruppe "Böhmfeld in alten
Bildern" aktiv, sagte Ostermeier. Nach wie vor Richtschnur für gemeindliches
Handeln sei das Leitbild aber dennoch, rückte Ostermeier die Aussage eines
Gemeinderates, der das Leitbild für "tot" erklärte, zurecht: "Aber wir müssen
eine bessere und verlässliche Organisationsform finden, um unser Leitbild mit
Leben zu erfüllen."
Ihrer Rinde beraubte Birken an den Feuchtbiotopen im Wurmgarten, abgebrochene Bäume auf einer privaten Streuobstanlage am Echenzeller Weg, geknickte und ausgerissene frisch gepflanzte Bäumchen im Wald, ein angebohrter und zu Tode verletzter halbwüchsiger Ahornbaum an der Schelldorfer Straße, neu eingesetzt im Zuge des Wettbewerbs "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft", und jüngst einige abgeschälte und mit einer Säge traktierte Hainbuchen und Birken am Spielplatz am Birkenweg: Das ist die über mehrere Jahre verteilte Bilanz eines bislang noch unbekannten Baumschänders oder mehrerer Baumfrevler in Böhmfeld. "Er oder sie muss oder müssen gestört sein", vermutet Bürgermeister Alfred Ostermeier. Anders sei dieses Verhalten nicht erklärbar. Ein System sei nicht erkennbar, wohl aber Professionalität. Der Bürgermeister ruft die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf und bittet um Hinweise: "Es wäre schön, wenn wir den oder die Baumfrevler bald erwischen und zur Rechenschaft ziehen könnten."
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