Böhmfeld, 18.01.06 (sdr) Ein pralles Bündel an gemeindlichen Maßnahmen für
2006 präsentierte Bürgermeister Alfred Ostermeier in der ersten
Gemeinderatssitzung im neuen Jahr in Böhmfeld. Ganz vorne stünden die Klärung
der Beiträge für den Anschluss der Gemeinde Böhmfeld an den Abwasserzweckverband
Ingolstadt-Nord und die Zentralkläranlage Ingolstadt sowie die restlichen
Umbauarbeiten in der Böhmfelder Kläranlage mit Retentionsbodenfilter, machte er
deutlich. Im Frühsommer sei für die Bevölkerung ein Tag der offenen Tür in der
Kläranlage geplant.
Der Abschluss des Aufstellungsverfahrens für das neue Baugebiet
"Ziegelstadelweg" stehe vor der Haustür, fuhr der Bürgermeister fort. Nachdem
alle beteiligten Grundstückseigentümer den städtebaulichen Vertrag, der das
weitere Vorgehen deutlich beschleunigen werde, unterzeichnet haben, werde das
Vermessungsamt Eichstätt die Umlegung relativ zügig abwickeln. Der Grunderwerb,
so Ostermeier, koste die Gemeinde rund 701.000 Euro. Vorgesehen sei heuer der
Beginn der Erschließungsarbeiten, wobei die Kommune für die Kanalisation 515.000
Euro sowie für Straßen und Gehwege 744.000 Euro vorzustrecken habe. Um die
Ausgaben aufzufangen, werden noch in diesem Jahr die ersten gemeindlichen
Bauplätze zum Verkauf an Ortsansässige angeboten.
Die Kosten für Abwasserentsorgung und das neue Baugebiet "Ziegelstadelweg"
werden in 2006 einen hohen Vermögenshaushalt verursachen, ließ der Gemeindechef
durchblicken. Kurzfristige Kreditaufnahmen seien deshalb unvermeidlich.
"Erziehung" sei heuer das Schwerpunktthema bei der Umsetzung des Leitbildes
"Böhmfeld 2020 - Nachhaltig fit für die Zukunft", erinnerte Ostermeier.
Kindergarten- und Grundschuleltern könnten im Frühjahr das Seminar "Starke
Eltern - starke Kinder", geleitet von einer Sozialpädagogin, besuchen. Entworfen
werde solle eine Nutzungs- und Entgeltordnung für den Kotterhof. Fleißig arbeite
die Projektgruppe am Bildband "Böhmfeld in alten Bildern", der - wenn alles
planmäßig vonstatten gehe - am Weihnachtsmarkt 2006 im Kotterhof auf dem
Verkaufstisch liegen werde.
Priorität hat auch die Bestellung neuer gemeindlicher Feldgeschworener.
Gebraucht werden für diese wichtige Tätigkeit verantwortungsbewusste,
zuverlässige, handwerklich geschickte Männer im Rentenalter, die einen Traktor
mit Anhänger haben.
Vielfältig sind die Vorstellungen bei den baulichen Maßnahmen: Die
Dorfbeschilderung will man verbessern, vor dem Pfarrhaus eine Info-Tafel für den
Jakobsweg postieren, die Mauerrisse im Wertstoffhof reparieren, eventuell die
Fassaden von Grundschule und Schulturnhalle anstreichen, die Straßenbeleuchtung
punktuell ergänzen, auf dem Holzlagerplatz Ordnung schaffen und den
gemeindlichen Friedhof umgestalten.
"Was machen wir mit der Alten Schule?" schaute sich der Gemeindechef in der
Runde der Bürgervertreter um - wie viele Male vorher ohne erkennbare Resonanz.
Da die Gemeinde in den letzten sieben Jahren keine Einigung mit der katholischen
Pfarrei über Mitbenutzung und angemessener Kostenbeteiligung erzielen konnte und
der Zahn der Zeit unaufhörlich an dem markanten, erhaltungswürdigen Bauwerk
nagt, wird diese Dauerfrage immer brisanter. Mittlerweile lockt das leere Haus
Minderjährige zum gewaltsamen Eindringen an. Sie zertrümmern Fensterscheiben und
werfen Steine und Zementbrocken auf den angrenzenden Gehsteig und gefährden
damit vorbeigehende Passanten. "Obwohl wir fast alle Fenster mit Holzplatten
verbarrikadiert haben, ist noch keine Ruhe", ärgert sich Ostermeier. "Das
Betreten von Gebäude und Grundstück ist strikt verboten", erklärte er. Wer sich
widerrechtlich Zutritt verschaffe, begehe Hausfriedensbruch. Wenn etwas
passiere, hafteten die Eltern mit allen Konsequenzen für ihre Kinder.
"Ich brauche mehr Unterstützung vom Gemeinderat! Es wäre nett, wenn ihr mich
beim einen oder anderen Projekt begleiten würdet", wandte sich Bürgermeister
Ostermeier an seine Mitstreiter auf den Rätestühlen und verteilte so genannte
"Projektblätter", auf denen jedes einzelne Gemeinderatsmitglied vermerken soll,
wie es dem Gemeindechef außerhalb der Teilnahme an Fraktions- und
Gemeinderatssitzungen unter die Arme greifen möchte. Umfangreich ist die
Aufgabenliste: Planer und Organisatoren sind vonnöten beim Tag der offenen Tür
in der Kläranlage, bei Jahresabschlussfeiern, Neujahrsempfängen und Seminaren.
Nicht nur Kopfarbeit erfordern außerdem die Ortsbeschilderung, die
Jakobsweg-Infotafel, die Überprüfung der notariellen Verträge sowie die
ökologischen Angebote und Auflagen für das neue Baugebiet, die Sanierung und
Umnutzung der Alten Schule unter Einbeziehung von Nachbarn und Dorfbewohnern,
die Überplanung der Hofstetter Siedlung, des Bereiches nördlich der Hofstetter-
und westlich der Schambacher Straße sowie eines kleinen Areals zwischen der
Bonifatius- und der Frühlingsstraße etc. Gut wäre es, wenn sich die
Bürgervertreter in anderen Gemeinden umschauten sowie einschlägiges Material
sammelten und sichteten, riet Ostermeier.
Viel Lob vom Bürgermeister erntete Xaver Dieling, Vorsitzender der Böhmfelder
Gartler, für seine detaillierten Jahresberichte über Fortschritte, Pflanz- und
Pflegemaßnahmen sowie über positive und leider auch negative Vorkommnisse,
sprich mutwillige Zerstörungen, auf seiner Streuobstanlage am Echenzeller Weg,
die er vor etlichen Jahren von der Gemeinde erworben hat.
Grünes Licht vom Gemeinderat erhielten Irmgard und Karl-Heinz Nieberle für den
Dachgeschossausbau und den Anbau einer Holzlege auf Flur Nummer 483/1,
Frühlingsstraße 12, Andrea Kalischko und Frank Göllner für ein Einfamilienhaus
mit Doppelgarage auf Flur Nummer 1271/4, Hofstetter Straße 9, Madeleine Fürst
für die Umgestaltung eines Nebengebäudes in einen Wohnbereich auf Flur Nummer
1279/2 sowie Andrea und Stefan Bauer für den Bau eines Einfamilien-Jurahauses
auf Flur Nummer 569/4, Kapellenweg 4 a. Als Lärmschutz zur Kreisstraße könnten -
vorbehaltlich der Zustimmung des Landratsamtes - Doppelgarage und Nebengebäude
außerhalb der Baugrenze errichtet werden, erlaubte das Gemeindegremium.
Einstimmig genehmigte der Gemeinderat den Wohnhausneubau als Anbau an das
bestehende Gebäude auf Flur Nummer 82, Hauptstraße 10, durch Christina Dralle.
Auf Ablehnung stieß die neuerliche Bauvoranfrage von Kunigunde Treffer,
Hofstetter Straße 5, die seit zwei Jahren - auch auf dem Klageweg - versucht,
auf ihrem Gartengrundstück ohne Baurecht, Flur Nummer 1269, ein Wohnhaus mit
Nebengebäuden errichten zu dürfen. Die jüngste Bauvoranfrage seit identisch mit
der ersten vom Oktober 2003, machte der Bürgermeister deutlich. Mittlerweile
seien die Ortskernbebauungspläne rechtskräftig. Ein für die Klägerin teilweise
positives Urteil des bayerischen Verwaltungsgerichtes vor der Rechtsgültigkeit
der Ortskernpläne habe die Erschließung des Areals ohne Anbindung an eine
öffentliche Straße unberücksichtigt gelassen. Einer von der
Grundstückseigentümerin gewünschten Befreiung von der Planfestsetzung, die
besagt, dass auf großen Grundstücken jenseits der 50-Meter-Baugrenze kein
Baurecht besteht, könne ebenso nicht stattgegeben werden wie der geforderten
Schadenswiedergutmachung für angebliche persönliche und finanzielle Einbußen
wegen der verweigerten Bauerlaubnis, unterstrich Ostermeier. Eine nicht
beabsichtigte Härte liege nicht vor, weil der Gemeinderat die
Bebauungsplankriterien nach reiflicher Überlegung, nach bestem Wissen, mit
voller Überzeugung sowie in Übereinstimmung mit dem Landratsamt Eichstätt
beschlossen habe. Zu bedenken gab der Bürgermeister, dass die Herbeiführung
eines Präzedenzfalles unabsehbare Folgen für den gesamten, frisch überplanten
Ortskern habe. Lediglich eine Gemeinderätin, die die Ortskernpläne in ihrer
Gänze noch vor wenigen Monaten mit auf den Weg brachte, scherte mit ihrer
Gegenstimme aus der Reihe aus.
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