Bericht zur Böhmfelder Gemeinderatssitzung
Böhmfeld, 01.03.05 (sdr) "Es ist nicht einfach, weil wir mit Gas keine
Erfahrung haben." Den Böhmfelder Gemeinderäten ging bei der jüngsten Sitzung
ganz offensichtlich vieles durch den Kopf, als Klaus Kreuzpaintner und sein
Kollege Georg Morgot von der Firma Primagas (Krefeld) das Konzept einer
Flüssiggasversorgung für das neue Baugebietes "Ziegelstadelweg" erläuterten. Ins
Spiel gebracht hatte die zentrale Gasversorgung Architekt Konrad Speth
(Arnsberg) in der vorletzten Gemeinderatssitzung.
"Primagas ist der weltweit größte Flüssiggaslieferant", machte Klaus
Kreuzpaintner die Firma bekannt. Das Unternehmen besitze aber auch die
Berechtigung für den Vertrieb von Erdgas, weswegen innerhalb der Konzessionszeit
auch auf Erdgas umgestiegen werden könne. Die Entscheidung für oder gegen eine
Gasversorgung müsse deshalb so früh getroffen werden, weil das Versorgungsnetz,
das auch gleichzeitig erdgastauglich sei, in die Beplanung einbezogen werden
müsse, klärte der Gasexperte auf. Falls der Gemeinderat grünes Licht erteile und
auch die Eigentümer der privaten Bauplätze ihr Einverständnis erteilten, werde
zwischen Primagas und der Gemeinde ein Konzessionsvertrag mit einer Laufzeit von
20 Jahren abgeschlossen. Der Vertrag berechtige Primagas, auf Gemeindegrund das
Rohrleitungsnetz zu verlegen und - für das Baugebiet bedarfsgerecht - zwei
Gastanks mit je drei Tonnen Fassungsvolumen auf einer Grundfläche von sechs mal
sieben Metern unterirdisch zu platzieren.
"Auf die Kommune kommen dabei keine Kosten zu", versicherte Kreuzpaintner.
Obwohl es im Interesse der Firma liege, möglichst viele Gasabnehmer zu gewinnen,
bestehe für die Bauherren im neuen Baugebiet kein Anschlusszwang, betonte er.
Pro Bauplatz werden ein Baukostenzuschuss für die Erstellung des Gasnetzes sowie
eine Anschlussgebühr von insgesamt etwa 1.000 Euro fällig.
"Erfahrungsgemäß werden sich 60 bis 70 Prozent der Bauherren für einen Anschluss
an die zentrale Gasversorgung entscheiden", sprach Kreuzpaintner aus Erfahrung.
Sollten es wider Erwarten wesentlich weniger Interessenten sein, trage Primagas
dieses Risiko allein. Auf die Gasabnehmer kämen dann keine höheren Kosten zu.
Für Grundgebühren sei mit rund zehn Euro pro Monat zu rechnen.
Vorteile des Heizens mit Flüssig- oder Erdgas seien, dass Gas ein
umweltfreundlicher Brennstoff ist, der die Umwelt um 50 Prozent weniger belastet
als Öl, dass weder Tank- und Heizraum noch ein Kamin bereitzustellen sind und
das Brennwertgerät in jedem Dachboden, Badezimmer oder Abstellraum
unterzubringen ist, dass es keine Gerüche wie bei der Ölbevorratung gibt, dass
die Energieausbeute mit 108 Prozent gegenüber 80 Prozent bei Öl sehr hoch ist
und dass das Heizen völlig lautlos vonstatten geht, zählte der Experte auf. Dazu
komme der günstige Gaspreis, da das Baugebiet als Großkunde gelte. Zurzeit koste
das Flüssiggas 5,5 Cent pro Kilowattstunde. Eine Staffelung des Preises je nach
Verbrauchsmenge gebe es nicht. Zudem seien Gasheizungen, Solaranlagen und
Kachelöfen bei neuen Häusern mit geringem Energiebedarf eine sinnvolle
Kombination, so Kreuzpaintner weiter. Positiv sei auch, dass der Wert von
Häusern und Grundstücken mit Gasanschluss höher sei als der von Gebäuden und
Grundstücken ohne Gas. Durch eine weitere "Gasinsel", die im "Ziegelstadelweg"
entstünde, vergrößere sich außerdem die Aussicht auf eine Ausdehnung der
Erdgasversorgung in der Umgebung.
Der Befüllungsstand der Tanks wird automatisch überwacht, so dass keine Engpässe
eintreten. Im Abstand von drei bis vier Wochen treffen LKWs mit
Flüssiggasnachschub ein. Regelmäßig werden in kurzen Zeitabständen
Sicherheitsüberprüfungen an den Anlagen in den Wohnhäusern, am Gasnetz und an
den Tanks vorgenommen. Sollte die Firma Primagas wider Erwarten einmal nicht
mehr existieren, werde die Versorgung auf eine andere Firma übertragen, räumte
Kreuzpaintner Bedenken einiger Räte aus. "Angst vor den Gastanks ist
unbegründet. Es kann ruhig auch mal eine brennende Zigarette oder ein
Feuerwerkskörper drauf fallen", unterstrich der Gasfachmann.
Da man mit einer Flüssiggasversorgung in Böhmfeld Neuland betrete, wolle man
sich vor einer Entscheidung in Gemeinden mit gasversorgten Neubaugebieten kundig
machen, ließ Bürgermeister Alfred Ostermeier wissen. Interessierte
Grundstücksbesitzer sollten die Möglichkeit nutzen, sich persönlich mit der
Firma Primagas in Verbindung zu setzen.
Böhmfeld (sdr) "Das was wir in Böhmfeld vorhaben, gibt es in dieser Form
bisher noch nirgends, aber es funktioniert hundertprozentig!" Diplomingenieur
Otto Touschek und sein Mitarbeiter Holger Ranft informierten die Gemeinderäte in
der kürzlichen Sitzung in Böhmfeld detailgenau über ihr Vorhaben bei der
Verwendung und Entsorgung des Niederschlagswassers im Trennsystem im neuen
Baugebiet "Ziegelstadelweg". Von einem zweiten unterirdischen Kanal riet Ranft
ab, da dieser weniger umweltgerecht und teuer sei. Ökologisch am sinnvollsten
sei das Sammeln des Niederschlagswassers für die Gartenbewässerung und den
Betrieb der Toiletten in privaten Zisternen mit der Möglichkeit des Überlaufs in
die öffentlichen Rigolen entlang der Straßen und Wege, meinte er. Als
"Sparlösung" biete sich die Versickerung des Wassers aus den Hausdachrinnen in
bepflanzten Mulden mit leichtem Gefälle entlang der Grundstücksgrenzen an. Auch
in diesem Fall bekomme das Überschusswasser die Möglichkeit, sich im
gemeindlichen Rigolensystem zu verteilen, das an der tiefsten Stelle des
Baugebietes in eine öffentliche Regenrückhaltemulde mit Überlauf zum Tongraben
mündet. Die privaten Versickerungsmulden bzw. -gräben könnten die Bauherren mit
wenig finanziellem Aufwand selbst schaffen, bemerkte der Diplomingenieur.
In anderen Gemeinden funktioniere die punkt- und linienförmige bzw.
breitflächige Versickerung des Regenwassers bereits, bestätigte Ranft.
Allerdings versickere dort das Niederschlagswasser von den Hausdächern
ausschließlich auf den privaten Grundstücken. In Böhmfeld sei man vorsichtiger
und wolle zur Sicherheit die Möglichkeit des Überlaufs der Zisternen und der
privaten Versickerungsmulden in das gemeindliche Rigolensystem entlang der
Straßen einbauen, weil der Untergrund am "Ziegelstadelweg" teilweise mit Lehm
versetzt und die Versickerungsfähigkeit nicht optimal sei, machte der Fachmann
aufmerksam.
"Dieses System, das auch dem Leitbild "Böhmfeld 2020" entspricht, funktioniert
nach dem Vorbild der Natur, ist auch stärksten Niederschlägen und gefrorenem
Untergrund gewachsen und bewahrt die Nachbarn sicher vor ablaufendem
Überschusswasser", räumte Diplomingenieur Touschek diesbezügliche Befürchtungen
aus. Er verwies dabei auf seine langjährigen Erfahrungen auf diesem Gebiet.
Da man trotzdem auf Nummer Sicher gehen möchte, will sich das Gemeindegremium
vor der endgültigen Entscheidung mit Kommunen mit ähnlichen Systemen in
Verbindung setzen.
Der Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan vom 29. 12. 2000 soll
geändert bzw. um die Fläche des Neubaugebietes "Ziegelstadelweg" erweitert
werden. Die Gemeinderäte stimmten einhellig zu.
Es könne keine Duldung geben, wenn jemand Schwarzbauten errichte, wodurch
Grundflächen- und Geschoßflächenzahl gravierend überschritten würden, waren sich
Bürgermeister Alfred Ostermeier und die Gemeinderatsmitglieder bei zwei Fällen
einig. Bereits im vergangenen September stießen der ungenehmigte Bau eines
Nebengebäudes, die Überdachung eines Stellplatzes sowie der Anbau eines
geschlossenen Balkons an eine bestehende Doppelhaushälfte auf Fl.-Nr. 531/89,
Lehenäcker 13, auf Ablehnung. Nicht anders war es bei dem Nebengebäude und dem
neuen Wintergarten an der bestehenden Doppelhaushälfte auf Fl.-Nr. 531/70,
Lehenäcker 13 a. Bei einem Ortstermin stellte die Verwaltung vor kurzem zudem
fest, dass entgegen dem genehmigten Bauantrag auch die Dachgeschosse in beiden
Doppelhaushälften vollständig ausgebaut wurden. Weitere Entscheidungen obliegen
nun dem Landratsamt Eichstätt.
Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung vergab der Gemeinderat die Aufträge für
den Anschluss Böhmfelds an die Zentralkläranlage Ingolstadt, so dass nach Ostern
mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.
Siehe auch Web-Seiten zum Baugebiet Ziegelstadelweg
zur Homepage |
Böhmfeld-online |