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Bericht zur Böhmfelder Gemeinderatssitzung

 

Behördenvertreter nahmen Böhmfelds neues Baugebiet "Ziegelstadelweg" unter die Lupe

Bürgermeister Ostermeier: "Private und öffentliche Belange werden sorgfältig abgewogen."

Böhmfeld, 21.12.04 (sdr) Kurz vor Jahresende großer Einsatz für das neue Baugebiet "Ziegelstadelweg". "Damit keine Missverständnisse entstehen: Wir stehen noch ganz am Anfang des Aufstellungsverfahrens!" bremste Bürgermeister Alfred Ostermeier ab in der letzten Sitzung des Gemeinderates in Böhmfeld in 2004, in der sich alles um das künftige Baugebiet drehte und in der einige Bürgervertreter mit Nachdruck auf ihren gemeinsamen Interessensbereich aufmerksam machten und dabei den zweiten vor den ersten Schritt setzten.

Zur besseren Besinnung ließ der Bürgermeister die Vorgeschichte Revue passieren: Der Gemeinderatsbeschluss für das neue Baugebiet "Ziegelstadelweg" ging am 17. Juli 2004 über die Bühne. Sechs Architekturbüros erstellten anschließend unterschiedliche Entwürfe für die Beplanung. Eine extra für die Planungsgutachten gebildete Auswahlkommission und die in einer Info-Veranstaltung in das Auswahlverfahren mit einbezogenen Bürgerinnen und Bürger Böhmfelds entschieden sich unabhängig voneinander im Oktober 2004 mehrheitlich für den Entwurf des Architekturbüros Konrad Speth (Arnsberg), da dieser am besten auf die örtlichen Bedürfnisse zugeschnitten war. Es folgte die Auftragserteilung an Konrad Speth. Um beim Straßen- und Kanal- und Wasserleitungsbau auf Nummer Sicher zu gehen, ließ man vor kurzem per Probeschürfungen an mehreren Stellen die Bodenbeschaffenheit prüfen und stieß dabei auf Lehmschichten mit mittelmäßiger Versickerungsfähigkeit. Mitte Dezember fanden sich 20 Vertreter verschiedener Behörden bei einem Ortstermin ein mit dem Ziel, den Ist-Zustand des Areals und seiner Umgebung festzustellen und Rahmenbedingungen zu setzen, die es ermöglichen, Schwierigkeiten und Zwistigkeiten von Anfang an zu vermeiden. Priorität habe die Tatsache, dass private und öffentliche Belange sorgfältig abzuwägen seien, versicherte Ostermeier.

"Dorfgebiet" als Übergang zum reinen Wohngebiet

Da zwei landwirtschaftliche Betriebe an das Baugebiet "Ziegelstadelweg" angrenzen, tritt das Landratsamt mit den Vorschriften hinsichtlich des Immissionsschutzes auf den Plan. Weil sie Nachteile für die Tierhalter befürchten, vor allem für die eventuelle Fortentwicklung der Betriebe, legten sich einige Gemeinderatsmitglieder für die Landwirte ins Zeug. Man dürfe sich nicht verleiten lassen, für eine Seite, seien es die Landwirte oder die künftigen Siedler, Partei zu ergreifen, dämpfte Ostermeier ab. Er sei sich sicher, dass im Zusammenwirken mit Landwirtschafts- und Landratsamt aus der vorhandenen Gemengelage eine für alle akzeptable Lösung gefunden werde. Geplant ist im Übergang vom alten Dorf zum neuen Wohngebiet eine Art Pufferzone, genannt "Dorfgebiet", in der sich Tierhalter und Anwohner hinsichtlich der vielleicht auftretenden Lärm- und Geruchsbelästigung entgegenkommen. "Wer im Dorfgebiet wohnt, muss auch etwas mehr Immission dulden", erklärte der Bürgermeister. Er sei zuversichtlich, dass man den Übergang vom alten Dorf zum neuen Baugebiet sauber hinkriegen werde. Der Erweiterung des Übergangsgebietes zwischen dem bestehenden Ortsrand und dem allgemeinen Wohngebiet um die Flurnummern 104 und 142/1 sowie um einen Garten auf Flur Nummer 59 pflichteten bis auf ein Ratsmitglied alle Gemeinderäte bei. Bürgermeister Ostermeier enthielt sich aus Befangenheitsgründen der Abstimmung.

Die Untere Naturschutzbehörde fordert als Ausgleich für die zur Bebauung freigegebenen Äcker und Wiesen ökologische Ausgleichsflächen. Ökologisch wertvoll sei das Gebiet um den Ziegelstadelweg nicht, da es sich um rein landwirtschaftlich genutzte Flächen handle, bemerkte Ostermeier. Eher sei es so, dass durch die künftigen Gärten, Grüngürtel und Straßenbäume mehr Ökologie Einzug halte. Trotzdem wolle die Gemeinde versuchen, an anderer Stelle Acker- oder Wiesenflächen zu erwerben, um sie für die Natur effizient zu gestalten.

Das Tiefbauamt macht zur Auflage, dass die Bebauung 15 Meter von der Kreisstraße abzurücken habe. Diskussionsbedarf bestehe noch wegen der vom Amt forcierten Linksabbiegerspur bei der Einfahrt ins Baugebiet, meinte der Bürgermeister. Er bevorzuge am Ortsrand nicht fließenden, sondern gebremsten Straßenverkehr.

Keine so genannten "Altlasten" im Boden entdeckte das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Es schreibt die Trennung von Schmutz- und Niederschlagswasser zwingend vor. Da ein zweiter Kanal nur für das Niederschlagswasser mit dazugehörigem "unschönem" technischem Bauwerk samt Betonbaukörpern doppelt so viel kosten würde und aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll wäre, tendieren Gemeinde, Wasserwirtschaftsamt, Architekt und Entwässerungsplaner einhellig zur breit- und linienförmigen Versickerung des Niederschlagswassers auf öffentlichen und privaten Flächen. Hierfür sind kiesumhüllte und -unterfütterte Mulden und unterirdisch dränierte Rigolen bis hin zu teichähnlichen, Lehm umwandeten Vertiefungen im öffentlichen Grünbereich an der tiefsten Stelle des Baugebietes mit Ablaufmöglichkeit zum Tongraben vorgesehen. Da der Bau dieses ökologisch interessanten und nützlichen Entwässerungssystems in Böhmfeld "Neuland" ist, will man sich gemeinsam in Orten im Landkreis Eichstätt schlau machen, in deren Neubaugebieten solche Mulden-Rigolen-Systeme bereits im Einsatz sind. Ein großer Teil des Niederschlagswassers soll in privaten Regenwasserzisternen, wofür die Gemeinde wirbt und die sie bezuschusst, aufgefangen werden. "Von 50 Bauherren werden sich fast alle eine Zisterne anschaffen", ist der Gemeindechef optimistisch.

"Ich werde das Bestmögliche tun, um ein vernünftiges, zum Ort passendes Bauparzellenbild zu entwickeln", gab Architekt Konrad Speth zu verstehen und machte auf einige Änderungen in seiner Planungsskizze aufmerksam. Der Feldweg parallel zur Schelldorfer Straße werde nicht als Zufahrt zum Wohngebiet ausgebaut, sondern nur für den landwirtschaftlichen Verkehr befestigt. Das "Förstergassl" soll als Fußweg zum alten Dorf hergerichtet werden. An der Schelldorfer Straße soll ein breiter "Begleitgrün"-Streifen gepflanzt werden, und in jeder Parzelle soll straßenseitig ein Hausbaum stehen. Im Zentrum des Baugebietes will der Architekt inmitten eines mit Linden und Ulmen umpflanzten "Kreuzsystems" mit Wegen und viel öffentlichem Grün einen "Rentnertreff" im Freien einfügen, was bereits im Gemeinderat offensichtliche Freude auslöste.

Veränderungssperre schützt gemeindliche Planungsabsichten

"Die Veränderungssperre ist ein geläufiges Instrument, um die Gemeinde vor einem Unterlaufen ihrer Planungsabsichten zu schützen", erläuterte Alfred Ostermeier. Beschlossen wurde sie vom Gemeinderat mit einer Gegenstimme für das Baugebiet Nr. 9 "Ziegelstadelweg". Inhalt der Veränderungssperre sei es, dass innerhalb des mit der Sperre belegten Gebietes weder Bauwerke entfernt noch errichtet werden dürfen, machte der Bürgermeister aufmerksam. Auch sei es nicht zulässig, bei den Grundstücken wertsteigernde Veränderungen durchzuführen. Die Veränderungssperre gilt für das Baugebiet Nr. 9 ab 24. Dezember 2004 für zwei Jahre und kann um ein Jahr verlängert werden. Sobald der Bebauungsplan rechtsverbindlich ist, tritt sie außer Kraft.

 

  Siehe auch Web-Seiten zum Baugebiet Ziegelstadelweg

 

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Stand: 30. Juli 2005