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Mord im Kotterhof:

Die Theatergruppe "vollust" präsentiert die Kriminalkomödie "Mr. Sonderbar"

Premiere am 19. Mai
im Böhmfelder Kotterhof

 

"vollust"-Schauspieler schicken "Mister Sonderbar" mit Esprit und Pfiff über die Kotterhof-Bühne

Böhmfeld (sdr) Sie sind zwar Amateure, üben verschiedene andere Berufe aus und besitzen erst eine kurze Schauspielerfahrung, aber sie setzen sich in Szene wie Profis, für die Bühnenbretter die Welt bedeuten. Die Rede ist von den Theaterleuten der erst seit wenigen Jahren bestehenden Gruppe "vollust" aus Ingolstadt, die zurzeit den Kotterhof in Böhmfeld bevölkern und Christopher Midges Kriminalkomödie "Mister Sonderbar" außerordentlich ausdrucksstark mit viel Fingerspitzengefühl für Details auf die Bühne bringen. Nach den beiden erfolgreichen Vorgängeraufführungen "Lady Windemere's Fächer" von Oskar Wilde und "Liebe für Liebe" von William Congreve, ist es der hoch motivierten Truppe gelungen, wiederum Theaterkunst vom Feinsten zu präsentieren. Und das Publikum revanchiert sich mit begeisterten Beifallsstürmen. Die Brillanz jeder einzelnen Rollenpersönlichkeit ist auch ein Verdienst der jungen Regisseurin Francesca Pane, die das einzige Mitglied der Gruppe ist, das die Schauspielerei von der Pike auf gelernt hat. Sie sei aber keine ausgebildete Theaterleiterin, betont Pane. Während des Studiums habe sie sich zwar das Basiswissen dafür aneignen können, die weitere Entwicklung dieser kreativen und verantwortungsvollen Aufgabe aber anschließend selbst in die Hand genommen.

Von Anfang bis Ende interessant und amüsant, jedoch ohne auch nur ein bisschen oberflächlich zu wirken ist die Inszenierung von "Mister Sonderbar", geeignet wegen des klaren, übersichtlich strukturierten Ablaufs für Besucher jeden Alters. Obwohl der Theaterabend erst gegen Mitternacht zu Ende geht, bleiben auch Schulkinder ob der Faszination und Buntheit des Krimilustspiels hellwach konzentriert, was bei den ersten beiden Vorstellungsterminen deutlich wurde.

Wer den Kotterhof-Stadel betritt, taucht ein in eine Kulisse, die die vornehme Londoner Wohnart der fünfziger Jahre widerspiegelt. Man ist Zaungast bei der uralten, angesehenen, vermögenden, ziemlich versnobten und mit schrulligen Marotten reich gesegneten englischen Adelsfamilie Attingbrough samt Hausbediensteten und lässt sich begleiten von der herrlichen Klaviermusik des Pianisten Simon Bullmann, die es auf einer CD zu kaufen gibt. Gleich bei der Begrüßung durch Stefan Mayer alias Bill Midges, Butler seiner Lordschaft, blitzt die spitzbübische Schlitzohrigkeit des sonst eher unterwürfig einher eilenden Hausdieners durch. Was dann folgt, ist ein meisterhaft drapiertes, pikant gewürztes Spiel von vermeintlicher und echter Zuneigung, schroffer Zurückweisung, berechnender Gerissenheit und Eindruck erheischendem Hypochondertum, bis schließlich ein Mord passiert und Scotland-Yard sich einschaltet. Für die Zuschauer setzt sich nun ein Dauerschmunzeln auslösendes Handlungskarussell von Verwirrung stiftenden Verhören und Geständnissen in Bewegung. Spannung pur nimmt die Theaterfans gefangen, wühlt sie aber nicht auf, sondern sorgt für eine durchgehend lockere und vergnügliche Atmosphäre.

Kaum widerstehen kann man dem naiv verhangenen Schlafzimmerblick von Lord Percy Attingbrough (Matthias Wachtfeitl), zart besaitetes Muttersöhnchen, notorischer Glücksspieler mit unersättlichem Geldhunger und verkappter Frauenheld in einem. Er kitzelt die Lachmuskeln selbst dann, wenn die ernsten bis tragischen Facetten der Persönlichkeit zum Vorschein kommen und eigentlich Mitleid angesagt wäre. Schwer zu schaffen macht ihm nicht nur seine adelige Verlobte, Lady Cynthia Harrow (Ramona Stockmeier), weil sie zwar "fein und zauberhaft", aber für ihn "stickelangweilig" ist, sondern vor allem das glamouröse, Männer bezirzende Tingeltangelmädchen Constance de Sylvio (Martina Ruiz de Larrinaga). Dessen impulsiver Verlobter Ibrahim Serafino, Besitzer des Striptease-Lokals "Sweety Horse", ist "eine kleine Delikatesse aus dem Balkan". Die schillernde Südländermanier ist dem Darsteller Marius Tajti passgenau auf den Leib geschneidert. Auch die selbst in prekären Situationen stets auf edle Haltung bedachte Lady Attingbrough, "jeder Zoll eine Dame" und dominante Mutter von Lord Percy, ist eine markante Figur und bekommt ihre Ausstrahlung von Claude Schmidtner.

Eifrig laviert sich der agile, pfiffige, leicht obskure Oberinspektor von Scotland-Yard namens Terence Fuller (Horst Förster) durch die Ermittlungsarbeit. "Sonderbar" ist für ihn der Fall, und er wagt es sogar zu erzählen, dass sein Beruf aus "Zufall, Dummheit und Glück" bestehe, ihm Kriminalistik überhaupt nicht liege und er sich sein Wissen aus Fernsehkrimis hole, die er oftmals sowieso verschlafe. Nach Kräften behilflich ist dem Oberinspektor Zögling Robert Green, seines Zeichens gewiefter Inspektor des Morddezernats, meisterlich gemimt von Dietmar Mommenday. Licht in das Krimidickicht könnte zwar der Vater der kapriziösen Lady Cynthia, Lord Harrow (Alfred Zedelmaier), bringen, doch der smarte Gentleman gibt schließlich nur weitere Rätsel auf. Geschickt mischen das neugierige, katzenhafte Stubenmädchen Mabel Busterman (Gudrun Zöpfl), der treuherzig dreinschauende, mit einer etwas langen Leitung geplagte Konstabler (Quirin Stoll), der sachlich kühle Polizeiarzt Dr. Jones (David Bauer), Polizeifotograf Hertens (Simon Bullmann) und der Bahrenträger Patrik (Maik Seefelt) mit, bis schlussendlich ganz überraschend der gordische Knoten platzt und die Geschichte ganz anderes ausgeht, als man vermutet hätte.

"Vorhang auf für Mister Sonderbar" heißt es im Kotterhof-Stadel in Böhmfeld noch am Donnerstag, 25. Mai, am Freitag, 26. Mai, sowie am Samstag, 27. Mai. Beginn der Vorstellung ist jeweils um 20.30 Uhr, Bewirtung ist ab 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet pro Person acht Euro. Für den Kartenvorverkauf sind die Metzgerei Pauleser in Böhmfeld und das Lesecafe der Stadtbücherei Ingolstadt zuständig. Vorabinformationen gibt es unter der Telefonnummer 0841/9517378.

 

 

"Igitt! Ein Mord in gutem Hause!" Oberinspektor Terence Fuller (vorne), sein Untergebener, Inspektor Robert Green, und Polizeifotograf Hertens sammeln Material für die Ermittlungsakte

 

Reich beklatscht: Die Schauspielergruppe "vollust" rund um "Mister Sonderbar"

 


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Vorstellungen nur im Böhmfelder Kotterhof, Hofstetterstr. 3
 

Premiere:   Freitag, 19.05.06

Samstag / Sonntag, 20. / 21.05.06

Donnerstag / Freitag / Samstag, 25. / 26. / 27.05.06

Beginn

jeweils um

20:30 Uhr

   

Bewirtung ab 19:30 Uhr

barrierefreier Zugang

Kartenvorverkauf:
  • Ingolstadt: Lesecafé der Stadtbücherei, Fr. Küster (0841 / 39371)

  • Böhmfeld:  Metzgerei Pauleser

Info-Telefon: 0841 / 951 73 78  (vollust-Hotline)

 

 

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        © 2006; AdamO
Stand: 26. Mai 2006