A. Arnold
Toni A.Schmid
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Böhmfeld, 18.11.2005 (sdr) "Es gibt Maler, die aus der
Sonne einen gelben Fleck machen. Und es gibt Maler, denen gelingt es, aus einem
gelben Fleck eine Sonne zu machen." Die beiden Künstler und Autodidakten Herbert
Arnold und Toni A. Schmid aus Oberhaunstadt zählen unzweifelhaft zu den
Letzteren. Zum ersten Mal fanden sie sich zu einer gemeinschaftlichen
Ausstellung zusammen und zeigen im Kotterhof in Böhmfeld ihre Werke. Groß war
das Interesse der zahlreichen Gäste an den Künstlern und ihren Schöpfungen bei
der Vernissage, die die "Stub'n-Musi Eder" musikalische umrahmte.
Das besondere Ambiente des Kotterhofs habe die beiden Maler angelockt, ließ
Herbert Arnolds Tochter, Susanne Pieper, wissen. "Aus vollem Herzen" gratulierte
Laudator Dr. Siegfried Hofmann, ehemaliger Kulturreferent der Stadt Ingolstadt,
der Gemeinde Böhmfeld zu ihrem "Kulturzentrum" Kotterhof. Es sei sehr
erfreulich, dass am Rande von Ingolstadt eine eigene kulturelle Welt entstanden
sei - in Oberhaunstadt mit dem besonderen künstlerischen Schaffen der beiden
Malerkollegen und in Böhmfeld mit der erstaunlichen Veranstaltungsvielfalt.
"Eine ganz große Überraschung war es für mich, als ich vor zwei Jahren in
Oberhaunstadt erstmals Bilder von Herbert Arnold zu Gesicht bekam", verriet Dr.
Hofmann. Der Installateurmeister mit eigenem Betrieb habe aufgrund eines
gesundheitlichen Handikaps im Jahr 1998 mit dem Malen begonnen. Aufgefallen
seien ihm damals wie heute die "Wahrhaftigkeit", der "mitreißende Schwung" sowie
die "unglaubliche Frische und Ursprünglichkeit" sowohl der Aquarelle als auch
der Acrylbilder. Herbert Arnold, der zugibt, dass Malen "sein Leben" sei und
einräumt, der Rackertshofener Malerin Hanni Goldhardt über die Schulter geguckt
und einige wenige Wochenendkurse besucht zu haben, ansonsten aber reiner
Autodidakt zu sei, brauche zum Malen weder Lehrmeister noch Schule, meinte der
Kunstexperte. Vielmehr setze er seine eigene Persönlichkeit, sein
Lebensschicksal um und finde damit zu sich selbst. Eruptive Kraft, Farbenrausch
von berückender Intensität, existenzielle Farberlebnisse, disziplinierte
Farbtonigkeit, aber auch Monochromität, all das spreche aus seinen
vielgestaltigen Werken. Eine Besonderheit unter den nichtgegenständlichen Werken
sei das im Kotterhof-Stadel hängende großformatige Nachtbild "Blau und Silber"
mit seinen kontrastierenden hellen Lichtfenstern, schwärmte der Laudator.
Optisch erkunden solle man auch Arnolds "fantastische Landschafts- und
Ortsbilder", zu denen unter anderem Ingolstädter Motive, die Oberhaunstädter
Kirche und Ansichten aus der Toskana gehörten. Regelrecht "angesprungen", so Dr.
Hofmann voller Begeisterung, werde man von den von farblicher Vehemenz
strotzenden Blumen- und Pflanzenbildern wie "Blütensinfonie", "Blumenfeuer" und
"Tulpen", die im Stadel und im Gewölberaum auf ihre Bewunderer warten.
"Im Kopf habe ich noch zwei bis drei Meter hohe Sportler-Skulturen aus Stahl.
Mit ihnen will im nächsten Frühjahr anfangen", sprüht Herbert Arnold vor
Schaffensenergie und zeigt seinen randvollen Skizzenblock. "Und a bisserl was
Verrücktes, Abstraktes." Leider könne man nicht alles auf einmal machen.
"Mit Toni A. Schmids Aquarellen tauchen wir in eine völlig andere Bildwelt ein",
gab Dr. Siegfried Hofmann zu verstehen. Auch Schmid, der sagt, dass er das Malen
schon immer "im Kopf" gehabt habe, sich ebenfalls von Goldhardt inspirieren
ließ, "Farben und Formen" bevorzuge und ein Kandinsky-Fan sei, habe ein reiches
Berufsleben als Prokurist hinter sich gebracht und 1997 fast gleichzeitig mit
Arnold mit dem Malen begonnen. In seinen Schöpfungen spüre man die Begegnung mit
großen Malern des 20. Jahrhunderts, erklärte Dr. Hofmann. Entstanden seien aber
keine Kopien, sondern eigenständige, außerordentlich reizvolle Bilder, die
inneren Reichtum, Nachdenklichkeit und Abgeklärtheit ausstrahlten. Im Gegensatz
zu Arnolds Werken verbreiteten Schmids Aquarelle "im Spiel des Wassers" Ruhe und
Gelassenheit. Die klaren, exakt gerahmten Farbflächen erinnerten an
Hinterglasbilder, der mutige Farbenreigen spiegele mitunter deutliche Effekte
des eigenwilligen Farben- und Formen-Genies Friedensreich Hundertwasser.
Abstraktes und Gegenständliches geben sich in den Farbgeschöpfen Toni A. Schmids
die Hand und ergänzen sich in wohltuender Einigkeit. Harmonie pur in Farben,
Formen und Motiven begegnet man in den Collagen des Künstlers, die er - wie
seine übrigen Werke - im Ausstellungsraum präsentiert. Voller Buntheit und Spaß
ist die ideenreich eingerichtete "Kinderecke", die der Künstler, bei dem auch
eine poetische Ader zum Vorschein kommt, mit fröhlichen Gedichten
vervollkommnet.
"Ich bin froh, dass ich so gut weggekommen bin", war "Ausstellungsneuling" Toni
A. Schmid angesichts des dicken Lobes, das er von dem renommierten Kunstkenner
Hofmann erntete, sichtlich erleichtert. Er male nichts ab, sondern gebe seiner
Fantasie freie Bahn. Was die Betrachter in seinen Bildern, die allesamt keine
Namen haben, zu erkennen glauben, das überlasse er ihnen selbst.
Text zum Foto (sdr)
Kurze Fachsimpelei im Kotterhof-Stadel am Rande der Vernissage: Herbert Arnold (re.)
und sein Freund Toni A. Schmid verstehen sich trotz unterschiedlicher
Stilrichtungen seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeiten prächtig.
Fotos: adamo
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