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Traudl Adam-Brunnquell

Ein Querschnitt durch ihr Schaffen von der Malerei bis zum Leuchten-Design.

 

Ausstellung im Kotterhof Böhmfeld
Hofstetter Straße 3

01.05. bis 31.05.2004
Öffnungszeiten: Sa., So. u. Pfingstmontag 14:00 bis 17:00 Uhr
 

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Traudl Brunnquells Farben-, Formen- und Ideenflut sprengt Kotterhof

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Traudl Adam-Brunnquell erläutert ihre Bilder bei der Vernissage im Kotterhof Böhmfeld.
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Böhmfeld (sdr, 30.04.04) "Hint' und vorn', ob'n und unt', drunter und drüber, kreuz und quer" in allen Stilrichtungen, Techniken und Farben. Von der subtilen Radierung über farbige Skizzen zu leidenschaftlichem Tanz, glänzenden Ideen in Aquarell und prickelnder Erotik auf Scheiben bis hin zu großformatigen kraftstrotzenden Acrylfarben-Kompositionen und zu verspielten und doch sehr zweckmäßigen Leuchteninspirationen, die Herz und Sinne erobern. Die Augen gehen auf die Reise, eilen den Beinen voraus, schweifen von Motiv zu Motiv, weiten sich und erfassen allzu Menschliches, ruhen sich aus auf üppigen Farbpolstern und harmonischen Formen, strahlen verzückt über Zartheit und Filigranität, können die Flut an Perfektion und Aussagekraft kaum fassen und doch nicht satt werden. Auch in den Händen beginnt es zu kribbeln. "Rühr' mich nicht an!" Zwei überlebensgroße bunt bemalte Hampelmänner und eine Hampelfrau laden ein zu fast frivolem Spiel.

Mit ihrer Kunstausstellung, einem Querschnitt durch ihr voluminöses Schaffen von der Malerei bis zum Leuchten-Design, setzt die Ingolstädter Künstlerin Traudl Adam-Brunnquell einen Meilenstein in der Veranstaltungsgeschichte des Kotterhofes in Böhmfeld. Die Retrospektive der 85-jährigen Malerin und Designerin mit dem Esprit einer Vierzigjährigen, präsentiert im Sitzungssaal, im Veranstaltungsraum, im Gewölberaum, in den Fluren und im Stadel, ist nicht nur eine besondere Ehre für das Dorf, sondern vor allem ein einzigartiges Erlebnis für die Betrachter.

Traudl Adam-Brunnquell, geboren und aufgewachsen und im Krieg als technische Zeichnerin tätig in München, war Meisterschülerin von Professor Fritz Itzinger (Wien). Von 1961 bis 1979 managte sie die Designabteilung der Firma ihres Mannes Heinz Brunnquell in Ingolstadt. Die von ihr entworfenen Wohnraumleuchten aus Keramik und Porzellan, vornehmlich in Kugel- und Würfelform und in kräftigen Farben, fanden Absatz in der ganzen Welt. 1978 eröffnete Traudl Adam-Brunnquell in Tel Aviv in Israel ein Leuchtengeschäft nur für ihre Wohnlampen. Zwei Jahre später wurde die Firma übergeben, und Traudl Adam-Brunnquell startete ihre Karriere als eine der herausragenden Malerinnen des 20. Jahrhunderts.

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Stürmischer Applaus nach der Laudatio: Dr. Siegfried Hofmann (stehend), Kulturreferent a. D. der Stadt Ingolstadt, gratulierte Traudl Adam-Brunnquell (6. v. re.) zu ihrer außergewöhnlichen Ausstellung. Im Vordergrund Bürgermeister Alfred Ostermeier (4. v. re.).

Erschöpft war die Raumkapazität im Sitzungssaal bei der Vernissage durch die große Anzahl der Gäste, die Traudl Adam-Brunnquell mit reichlich Applaus bedachten. Feierliche Blasmusik, gespielt von den "Eichiner Buam" aus Eichstätt unter Leitung von Herbert F. Mayer, untermalte die festliche Stimmung.

"Der Name Brunnquell weckt in vielen älteren Böhmfelder Bürgern schöne Erinnerungen", machte Bürgermeister Alfred Ostermeier in seiner Begrüßungsrede deutlich, die ein "tolles Lob für die Künstlerin" beinhaltete. Heinz und Traudl Brunnquell seien von 1960 bis 1998 Jagdpächter und Jagdherrin in Böhmfeld gewesen, unterhielten 20 Jahre lang im Dorf einen Produktionsbetrieb mit Arbeitsplätzen für Ortsansässige und ließen auch danach die Kontakte nie abreißen. Sie unterstützten zudem Einzelne und Vereine und bereicherten das Dorfleben durch ihre Geselligkeit. Schmunzelnd bemerkte der Bürgermeister, dass auch junge Böhmfelder von Traudl Adam-Brunnquells Werken begeistert seien und dies mit ihrem für ihre Altersstufe recht eindrucksvollen Urteil "De Buidl san echt geil!" kundtaten. Die 14- bis 16-Jährigen seien anlässlich einer Vorbereitungszusammenkunft für "Jugend ist mehr" im Kotterhof zufällig mit der im Werden begriffenen Ausstellung in Berührung gekommen und haben somit generationsübergreifende Anerkennung dokumentiert.

"Mit Sicherheit ist dies eine der ungewöhnlichsten Ausstellungen der letzten Jahre", schwärmte Dr. Siegfried Hofmann, Kulturreferent a. D. der Stadt Ingolstadt. Sie sprenge alle Vorstellungen, was in Kunstausstellungen möglich sei, und werfe trotzdem nur ein Streiflicht auf das rund dreißigjährige künstlerische Schaffen von Traudl Adam-Brunnquell, die quicklebendig, humorvoll, witzig bis frech, als Künstlerin ein Vulkan, aber gleichzeitig ein verantwortungsvoller, nachdenklicher und warmherziger Mensch sei. Aus ihrem reichen Fundus habe die Malerin Bilder aller Art über die Wände des "charakterstarken Komplexes Kotterhof" gestreut.

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Die vielen Bilder der Künstlerin im Kotterhof-Stadel zogen bewundernde Blicke der Vernissage-Gäste auf sich.

Als Spross einer bedeutenden Münchener Malerfamilie mit ihrem berühmten Mitglied Albrecht Adam liege Traudl Adam-Brunnquell das Malen und Gestalten im Blut, betonte Dr. Hofmann. Sie lasse sich in keine künstlerische Richtung zwängen, unterwerfe sich keinen Modetrends, strebe nach Vollkommenheit und Transzendenz. Verwirrend sei die Vielfalt und Vielgestaltigkeit ihrer Werke. Ihre Landschaften, unter anderem aus dem Raum Neuburg, aus Grünau in Tirol, aus dem Tessin und von einer Mittelmeerreise, stünden in vorderster Reihe der Aquarellkunst des 20. Jahrhunderts. Im Strudel des sich selbst Erspürens, des sich Verlierens und sich Findens bewege sich die Künstlerin, so der Experte, zwischen Enthusiastischem, Spontanem und gleichzeitig Bewusstem, zwischen Surrealem, Lapidarem, Verschmitztem und Ironischem bis hinüber zur Persiflage. Ein Kaleidoskop der Welt, der Individuen und Charaktere sowie Sinnbilder der Menschen - "weit mehr als nur Fleisch" - seien die unzähligen Aktdarstellungen und Porträts, rühmte Dr. Hofmann. Jede Gruppe könnte in verschiedenen Ausstellungen zu Hause sein. Von "unglaublicher Schönheit" sei auch die von Traudl Adam-Brunnquell gestaltete Innenmalerei der von dem 1998 verstorbenen Ehemann der Künstlerin errichteten Franziskuskapelle in Tirol, gezeigt auf Bildern im Ausstellungsraum des Kotterhofes.

Den Ausstellungsbesuchern gibt Dr. Hofmann an die Hand: "Die Ausstellung von Traudl Adam-Brunnquell ist eine Herausforderung für die Betrachter. Ein schneller Durchgang ist nicht möglich. Man sollte geruhsam von Wand zu Wand wandern und jedes Werk mit Muse als Einzigartigkeit betrachten."

Die Ausstellung ist noch bis 31. Mai 2004 geöffnet, jeweils samstags und sonntags und am Pfingst-Montag von 14 bis 17 Uhr.

(Text: A. Siebendritt; Fotos: adamo)

 
 

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Stand: 21. Februar 2005