Warum gab es früher so viele uneheliche Kinder?
Beim Wort Sittlichkeit denkt man gewöhnlich
an das Verhalten im geschlechtlichen Bereich des Menschenlebens.
Wie war das hier in Böhmfeld? Als ein Brautpaar beim
Trauungsgespräch mit dem Pfarrer der "Oberen Pfarr", dem heutigen
Münster in Ingolstadt, erzählte, daß es nach Böhmfeld ziehen
wolle, da erwiderte er: "Nach Böhmfeld? Diesem Sodom und Gomorrha!"
Vorher war der Münsterpfarrer in Wettstetten und Echenzell gewesen
und glaubte darum, Böhmfeld zu kennen.
Damals und früher haben die Pfarrer den Stand
der Sittlichkeit ihrer Pfarrei nach dem Verhältnis der unehelichen
zu den ehelichen Geburten gemessen. Pfarrer Walthierer in Böhmfeld
(1842-1859) hat in seiner Chronik 3 Jahrzehnte der letzten 3
Jahrhunderte verglichen nach dem Verhältnis von unehelichen zu
ehelichen Kindern. Er kam zu folgendem Ergebnis:
1656 - 1665 1 : 18
1742 - 1751 1 : 11
1842 - 1851 1 : 6
Pfarrer Walthierer deutete diese Zunahme der
unehelichen Geburten als "absteigende Scala der Sittlichkeit". Ich
habe in den 43 Jahren meines aktiven Pfarrerseins in Böhmfeld in
den alten Pfarrbüchern nicht nachgeforscht und keine Vergleiche
anstellen wollen. Ich nahm mir dazu keine Zeit. Mein Interesse
richtete sich ganz auf die praktischen Aufgaben für die Gegenwart
und Zukunft. Aber vor einigen Wochen schaute ich wegen des
Klassentreffens ehemaliger Böhmfelder Volksschüler im Taufbuch
nach, um mich deutlicher an meine schon 58 - 61 Jahre alten
ehemaligen Pfarrkinder erinnern zu können. Da fand ich beim
Geburtsjahrgang 1930 unter 15 Geburten 5 uneheliche eingetragen,
also ein Verhältnis 1: 3 - doppelt soviel wie 80 Jahre früher
unter Pfarrer Walthierer. Das wird der damalige Pfarrer von
Wettstetten, Clemens Wagner, von seinem Nachbarn Josef Grob
erfahren haben, und daher sein strenges Urteil über Böhmfeld.
Warum gab es nun so viele uneheliche Kinder?
Weil bei dem großen ...
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