Böhmfelder Dorfrunde packte erste Leitbildziele an
Ortsränder und Flur mit an erster Stelle / "Tag
der offenen Tür" in der Alten Schule
"Wenn
es um die Zukunft unseres Dorfes geht, überlassen wir nichts dem Zufall",
hieß es schon vor etlichen Jahren im Böhmfelder Gemeindegremium. Daraus
entstand in Böhmfeld die erste Lokale Agenda 21 im Landkreis Eichstätt, mit
Leben erfüllt von vielen Dorfbewohnern in drei Arbeitskreisen. Damit nicht
genug: Vor rund eineinhalb Jahren machten sich rund 50 Böhmfelderinnen und
Böhmfelder ans Werk und erarbeiteten mit professioneller Hilfe das Leitbild
"Böhmfeld 2020", das nun frisch gedruckt auf dem Tisch liegt und bald in
allen Böhmfelder Briefkästen stecken wird. Es ist ein Wegweiser für die
ganzheitliche Entwicklung des Dorfes, gut für die Ökonomie, für die Ökologie
und für das soziale Zusammenleben, dabei kein starres Gebilde, sondern eine
flexible Richtschnur, die bei Bedarf jederzeit überarbeitet werden kann.
"Das Leitbild ist keine Spielwiese, sondern eine ernste
Sache. Es darf nicht in einer Schublade verstauben, sondern es soll in den
kommenden Jahren Stück für Stück umgesetzt werden", so Bürgermeister Alfred
Ostermeier in der jüngsten Dorfrunde klipp und klar. Das Leitbild sei aber
auch eine Selbstverpflichtung für den Bürgermeister. Jedes Jahr werde er dem
Gemeinderat und der Bürgerversammlung einen Bericht über die Umsetzung des
Leitbildes vorlegen. Die Teilnehmer der Dorfrunde, bestehend aus Vertretern
von Ortsvereinen und Gruppen, der Jugend, des Kindergartens, der Grundschule
und der Pfarrei sowie aus interessierten Bürgern, hatten erstmals die
Möglichkeit zu bestimmen, welche Ziele in den kommenden zwei Jahren von
Böhmfelder Bürgern auf den Weg gebracht werden sollen. Auch künftig wird es
Aufgabe der Dorfrundenteilnehmer sein, zweimal im Jahr festzulegen, wie das
Leitbild durch die Gemeinde, die Vereine, die Gruppen, die Pfarrei, die
Schule, den Kindergarten und die Privathaushalte umgesetzt werden soll. Da
sich viele ehemaligen Agenda 21-Mitarbeiter in der Dorfrunde wieder begegnen
und die Bestrebungen der Lokalen Agenda 21 im Leitbild enthalten sind, kam
man überein, die Arbeitskreise der Lokalen Agenda 21 durch die Dorfrunde zu
ersetzen.
Für
die nächsten beiden Jahre steht einiges auf dem Programm: Der Mangel, den
die Bewertungsjury beim Landeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden -
Unser Dorf hat Zukunft" feststellte, bildete den Einstieg: "Böhmfeld braucht
mehr Grün an den Ortsrändern und in der südlichen Flur !" Obwohl die
Eigentümer von Bauplätzen am Dorfrand in den Bebauungsplänen darauf
aufmerksam gemacht werden, Grünstreifen mit heimischen Sträuchern und Bäumen
anzulegen, in der Gemeinde eine Sortenliste aufliegt und ein kommunaler
Zuschuss von 50 Prozent der Kosten winkt, wurde und wird davon kaum Gebrauch
gemacht. Lücken bestehen vor allem am Stammhamer Weg, an der Östlichen
Ringstraße, in den Lehenäckern und südlich der Bonifatiusstraße. "Unser Ort
würde nur dazu gewinnen, wenn der Dorfrand besser gestaltet wäre", meinte
Albert Fersch, einer derjenigen, der den Anregungen der Gemeinde Folge
leistete. Mit eineinhalb Meter hohen Wildsträuchern wären wir auch schon
zufrieden, räumte Werner Weyer ein. Diesbezügliche Aufklärungsarbeit, unter
anderem mit einer Dorfrandbegehung für die Bürgerschaft, wird nun der
Gartenbauverein in Angriff nehmen.
Ein wunder Punkt und langfristig schädlich für das
Ackerland, weil die für Laien kaum erkennbare Erosion fortschreitet, ist die
ausgeräumte Flur im Süden zum Reisberg hin, eine Folge der Flurbereinigung
vor 40 Jahren. Obwohl im Landschaftsplan vorgesehen, konnte bislang
lediglich ein gemeindeeigenes Grundstück in eine Streuobstwiese umgewandelt
werden. Landwirte waren kaum von den Vorteilen einer Naturhecke zu
überzeugen. Die Gemeinde will nun versuchen, Ackerstreifen zu erwerben, um
sie mit Vogelschutzhecken und Bäumen zu bepflanzen.
Im
Heimat- und Sachkundeunterricht sollen die Kinder die Böhmfelder Marterl,
Feldkreuze, Epitaphien, Kapellen usw. kennen lernen und mit eingebunden
werden in die Erstellung einer Broschüre "Zeugnisse der Dorfgeschichte".
Beim aktiven Umweltschutz auch hinsichtlich des Trinkwassers wollen
Grundschule, Elternbeirat und Ortsvereine an einem Strang ziehen. Höchst
ärgerlich sei es, so Lehrerin Isabelle Held, dass Jugendliche den Pausenhof
mit Abfällen verschmutzten, obwohl drei Mülleimer zur Verfügung stünden.
Auch da sollten vor allem Eltern mehr Vorbild sein für umweltbewusstes
Handeln.
Auf der Wunschliste stehen zudem ein kleiner
Kirchenführer, ein Überblick über Tradition und Bräuche in Böhmfeld sowie
ein Info-Büchlein "Wer macht was in Böhmfeld", das Alteingesessenen wie
Neubürgern als Orientierungshilfe an die Hand gegeben werden kann. Das
Verfasserteam wird sich rekrutieren aus Gemeinde, Kirche, den Vereinen und
Geschäftsleuten. Eine ganz große Herausforderung vor allem für die
Böhmfelder Senioren wird ein historischer Bildband sein. "Viele
Mitbürgerinnen und Mitbürger zwischen 70 und 80 Jahren bewahren einen
reichen Erinnerungsschatz in Form von Fotos und Geschichten auf, der für die
Nachkommen wertlos wird, wenn die Wissensträger nicht mehr da sind und die
Zusammenhänge erklären können", machte Bürgermeister Alfred Ostermeier
deutlich. Bei Erzählabenden könnten die älteren Mitbürger ihre Fotos und
Erlebnisse zusammentragen. Willkommen sind interessierte Senioren, die sich
durch ihre Mithilfe in der Dorfgeschichte verewigen möchten.
Durch
Kooperation mit den Landwirten, Erkundigungen über den Verlauf der
Wasserscheide und Farbversuche soll dem hohen Nitratgehalt des Böhmfelder
Trinkwassers weiter zu Leibe gerückt werden. Um den sparsameren Umgang mit
dem Trinkwasser anzuregen, plant Wassermeister Georg Lindner unter anderem
im nächsten Jahr in Böhmfeld einen "Tag des Wassers".
Erhalt, Sanierung und Umnutzung der Alten Schule sind
ein wichtiges Leitbildziel, das auch wegen des momentanen finanziellen
Engpasses der Kommune nicht an Gewicht verliert. "Es wäre nicht nur
kurzfristig gedacht, sondern auch kurzsichtig gesehen, Verkauf oder Abriss
zu forcieren", betonte Bürgermeister Alfred Ostermeier erneut. Man nehme der
Nachkommenschaft für immer etwas, dessen Charme und Ausstrahlung durch
keinen Neubau zu ersetzen sei. Auch beim Kotterhof habe ein Teil der
Bürgerschaft vor dessen Sanierung vom "alten Glump, das nur noch die
Abrissbirne verdiene", gesprochen. Heute sei jeder stolz auf dieses mit so
viel Leben angefüllte Vorzeigeobjekt. Sollte die Gemeinde Böhmfeld auf Grund
ihrer gestiegenen Einwohnerzahl
mittel- oder langfristig eine eigene Verwaltung bekommen, müssten alle
Vereinsräume im Kotterhof geräumt werden. In der zentral gelegenen Alten
Schule fänden sie dann ideale Domizile. Zudem wäre es für die Kommune
beschämend, wenn sie die Sanierung dieses markanten Gebäudes anderen
überließe. Vereine und Gruppen sollten sich überlegen, welchen Platzbedarf
sie in Zukunft haben werden. Weitere Nutzungsmöglichkeiten würden sich schon
noch auftun, ist sich der Gemeindechef sicher. Durch noch mehr
Eigenleistungen als am Kotterhof und einen festen Zusammenhalt der Bürger
zur Rettung ihrer Alten Schule müsse das Vorhaben auch ohne Unterstützung
der Kirche zu bewältigen sein, zumal die Pro-Kopfverschuldung nur 18 Euro
betrage, ist Ostermeier guter Hoffnung. "Damit die Leute wissen, warum
Verkauf und Abriss grobe Fehler sind, werden wir die Bevölkerung zu einem
"Tag der offenen Tür" in die Alte Schule einladen", versprach der
Bürgermeister.
(Anneliese Siebendritt)
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