20.04.01 19:00 Uhr
im Böhmfelder Hof, Böhmfeld
Ein Artikel von
Anneliese Siebendritt
Fotos und Grafik: adamo
Als Leiter der sehr gut besuchten Versammlung, der auch eine Anzahl auswärtige Interessierte beiwohnten, verwies Bürgermeister Ostermeier zu Beginn der Podiumsstatements auf die Tatsache, dass in Deutschland vier Mobilfunkbetreiber mittlerweile ein Netz von 60.000 Sendemasten mit Tendenz zu weiterer Verdichtung aufgebaut haben. Weil sich der Wunsch, zu jeder Zeit und an jedem Ort erreichbar zu sein, immer schneller verbreite, kommunizierten mittlerweile acht Millionen der insgesamt 12 Millionen Bürger in Bayern tagtäglich via Handys. In ganz Deutschland seien es 50 Millionen der rund 80 Millionen Bundesbürger. Die Angst vor gesundheitlichen Risiken sei verständlich. Jedoch könne jeder Einzelne dazu beitragen, die vermuteten, teils auch schon bewiesenen Gefahren auf ein geringes Maß zu beschränken, indem er verantwortungsvoll mit der sowohl segensreichen, als auch umstrittenen Errungenschaft der Technik umgehe und damit den weiteren Ausbau der Handy-Sendeanlagen bremse, gab Ostermeier zu bedenken. |
Man nehme die Vorbehalte und Befürchtungen der Böhmfelder Bürger sehr ernst, auch die Unterschriftenliste der 23 Anwohner im Vorfeld, machte der Gemeindechef deutlich. Deshalb habe die Gemeinde bereits bei der Ankündigung, dass auf der Telekom-eigenen Immobilie am Kapellenweg eine Mobilfunkantenne im nicht genehmigungspflichtigen Rahmen montiert werden solle, umgehend einen Standort außerhalb der Ortschaft vorgeschlagen, allerdings ohne Erfolg. Heiß sei das Thema aber erst dann geworden, als die Antenne stand und der Eichstätter Arzt Dr. Martin Gailhofer seine Bedenken bei einer Informationsveranstaltung der Böhmfelder BN-Ortsgruppe dargelegt hatte. |
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Dr. Bernd Weber und Harald Jendryka von der BI "Sendemast-freies Böhmfeld" demonstrieren den Einfluss des Abstands auf die Strahlungsintensität |
(Vergrößern der Bilder durch Anklicken) |
"Bevor Sendeanlagen in Betrieb genommen oder abgeändert werden, überprüfen wir, ob sie der Bundesimmissionsschutzverordnung entsprechen und ob die notwendigen Sicherheitsabstände eingehalten werden", klärte Umweltingenieur Michael Schmelz, der bei der Erstellung des Mobilfunkkatasters des Landkreises Eichstätt mitwirkt, auf. Grenzwerte zielten auf thermische Effekte ab, die Fachwelt bestreite aber auch biologische, so genannte athermische Auswirkungen nicht. Allerdings lägen dazu keine übereinstimmenden Erkenntnisse vor. Wer sich als Anlieger von Mobilfunkanlagen in seiner Wohnung besonders schützen möchte, könne dies mit speziellen Baumaterialien sowie mit Metallgittern und -folien tun. |
"Die Verharmlosung der schwerwiegenden Folgen von elektromagnetischen Strahlen - besonders wenn es sich um gepulste Wellen handelt - auf die Gesundheit von Mensch und Tier ist eine Täuschung der Öffentlichkeit", beharrte Heilpraktiker und Baubiologe Siegfried Zwerenz, der seit 1998 diesbezügliche Studien begleitet. Ob Schlaf-, Herzrhythmus- oder Fruchtbarkeitsstörungen, Blutbildveränderungen und Tumorkrankheiten, sie könnten in der Nähe von Sendeanlagen vermehrt auftreten, wobei es bei den einzelnen Individuen jedoch erhebliche Empfindlichkeitsschwankungen gebe. Telekom könne zwar bei ihren Mobilfunksendeanlagen mit Immissionswerten weit unter den vorgegebenen Grenzwerten aufwarten und wiege die Bevölkerung damit in Sicherheit, gleichzeitig sei ihr aber aus eigenen Versuchen bekannt, dass es auch in diesen Strahlungsbereichen zu gesundheitlichen Störungen kommen kann, übte Zwerenz heftige Kritik. |
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Im Anschluss an die jeweiligen Standpunkte der Fachleute wollten Zuhörer wissen, ob die UMTS-Technik auch in Böhmfeld Einzug halte. Zuerst seien die Städte dran, meinte Ulrich Wittfeld von DeTeMobil, erst in Jahren sei mit UMTS-Einrichtungen eventuell auch auf dem Land zu rechnen. Die Frage, ob Kinder, Kranke und Senioren bei den Studien berücksichtigt würden, konnte Dr. Kubin bejahen, allerdings seien aus ethischen Gründen nur Langzeitexpositionen heranzuziehen. Eventuell berufsbedingte elektromagnetische Mehrbelastung solle nicht nicht zu Panik führen, da der dabei ausgelöste psychische Stress gefährlicher sein könne als die Auswirkungen des Elektromagnetismus'. So habe nicht selten schon der Anblick eines Mobilfunkmastes, ohne dass dieser in Betrieb war, bei den Anwohnern reale Krankheitssymptome ausgelöst, berichtete der Arzt. |
"Egal, wie man den Mobilfunk sieht, die Angst in der Bevölkerung ist da", resümierte Bürgermeister Ostermeier am Ende der fast vier-stündigen aufschlussreichen und sehr disziplinierten Veranstaltung und drückte dem Vertreter von T-Mobil eine Flurkarte mit mehreren alternativen Standorten für den Böhmfelder Sendemasten in die Hand. Sie sind mindestens 500 Meter von Wohngebieten entfernt und damit wesentlich unbedenklicher als der jetzige Standort im Ort. Der Mast in der Flur solle dann auch so konzipiert werden, dass Platz für notwendig werdende Antennen anderer Netzbetreiber ist. Ulrich Wittfeld konnte zwar von sich aus keine Versprechungen machen, sicherte aber eine Überprüfung durch den zuständigen Funknetzplaner der Firma T-Mobil zu. |
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