Böhmfeld und die Lokale Agenda 21
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Aus diesem beim ersten Hören etwas beziehungslosen Wortgespann "Lamm und Enzian" zauberte Dipl. Biologe A. Geyer packende Einblicke und Erkenntnisse über das komplizierte Zusammenspiel in unserer allernächsten Umgebung hervor. Die nahezu 30 Zuschauer, unter Ihnen Erster Bürgermeister Ostermeier und Frau Grimm, die Schäferin, die jährlich mit ihrer Herde auch durch die Böhmfelder Fluren zieht, folgten gespannt den verständlichen Erklärungen des Naturwissenschaftlers. |
Eine zugewachsene
Landschaft wird eintönig An Beispielen der Frankenalb, zu der auch die Böhmfelder Gegend gehört, zeigte Herr Geyer auf, wie die ehemals offene Landschaft zunehmend zuwächst. Anders als früher, wo jeder Flecken Grün als Futterfläche genutzt wurde, breiten sich heute ungepflegte, verfilzende Trockenrasen, Büsche und Bäume aus. Der während der letzten paar tausend Jahre in diesen Biotopen entwickelten Vielfalt in Flora und Fauna wird durch diese Überwucherung die Lebensgrundlage entzogen. Ein anschauliches Beispiel für den dramatischen Rückgang der Magerrasenflächen zeigt auch die Kartierung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Gemarkung Böhmfeld. Die im Zusammenhang mit der Erstellung des Landschaftsplanes gegenübergestellten Karten von 1954 und 1997 sind selbstredend. Entbuschung und Beweidung erhalten wertvolle Biotope Für die nachhaltige Pflege nach Entbuschungsaktionen kommen z.B. in der Fränkischen Schweiz Schafherden in Hütehaltung zum Einsatz. Ein mit 20% relativ hoher Anteil von kletterfreudigen Ziegen in den Herden ist eine ideale Anpassung an die dort bergigere und felsreichere Landschaft. Wenn man an solchen Hängen durch Schaftritte blankgelegte
Felssteige sieht, glaubt man zunächst nicht, daß diese scheinbare
"Beschädigung" von großem Nutzen ist. An diesen kahlen Felsen stellt sich ein
gänzlich anderes Mikroklima als in den nur wenige Zentimeter entfernten Grasflächen ein.
Bereits bei den ersten Strahlen der Februarsonne "saugen" die Steine die
Wärme auf, lassen in ihrer nächsten Umgebung den Schnee schmelzen und ermöglichen so
der eigentlich Mitten im Winter schlüpfenden Raupe des Apollofalters den Start ins Leben. |
Das Böhmfelder Katzental
- ein Abenteuerspielplatz der Natur Wenn der Apollofalter auch bei uns nicht heimisch ist, so hat unser Katzental doch eine Fülle von seltenen und gar vor dem Aussterben bedrohten Schmetterlingen mit aufregenden Lebensgeschichten zu bieten. Kostprobe gefällig? |
Erfinden Sie doch mal
eine phantastische Geschichte, in der ein Schmetterlingspaar, |
der Kreuzenzian und
Ameisen vorkommen. |
- Es war einmal .... ... ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber Ihre Geschichte ist doch eher langweilig geworden, wenn Sie sie mit der nachfolgenden vergleichen - oder? Die Natur hat mit Hilfe der Evolution die phantastische Geschichte so geschrieben: Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling - der "Kuckuck" unter den Schmetterlingen
Dort werden sie von den Ameisen wie die eigenen Nachkommen gefüttert. Doch das reicht den gefräßigen Raupen nicht, sie fressen auch noch einen Teil der Brut ihrer Gastgeber. Erst im Frühjahr schließlich, wenn sich die Raupen zu Schmetterlingen verpuppt haben, merken die Ameisen, daß da wer ganz fremdes in ihrem Bau ist. Jetzt muß der Schmetterling schnell vor den Wächterameisen das Weite suchen. Vor den Angriffen der gefährlichen Zangen schützt er sich mit einem raffinierten Trick: die Enden seiner Flügelschuppen haben Sollbruchstellen. Versuchen die Ameisen den Schmetterling zu beißen, brechen die Schuppenenden ab und verkleben mit einer abgesonderten Flüssigkeit deren Beißwerkzeuge. Bis die Ameisen sich wieder geputzt haben, hat der Schmetterling Zeit, sich davon zu machen. Hätten Sie so etwas für möglich gehalten? Übrigens, der Kreuzenzian-Ameisenbläuling steht auf der Roten
Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere und kommt bei uns im Katzental noch vor. |
Rege Diskussion im
Anschluss an den Vortrag "Warum überläßt man die Landschaftsbildung nicht der Natur" war eine Frage. Die für unsere heutige Klimazone sich selbst einstellende natürliche Vorzugsvegetation wäre der Wald. Aber schon während mehrerer Jahrtausende hat der Mensch Hand angelegt und an vielen Stellen nach seinen Bedürfnissen eine Kulturlandschaft geschaffen. Erst hierdurch konnte sich die Artenvielfalt einstellen. Und auch der Mensch selber will ja nicht nur durch dunklen Wald laufen. Um diesen Zustand nach Möglichkeit zu erhalten - die "Konvention über den Erhalt der biologischen Vielfalt" ist Bestandteil der Agenda 21 - , muß der Mensch auch heutzutage weiterhin steuernd eingreifen. Er tut dies nicht mehr aus direktem Eigennutz zur Erzeugung von Nahrung, sondern "landschaftspflegerisch". Bürgermeister Ostermeier setzt alles daran, die begonnenen händischen Pflegemaßnahmen im Katzental mit Hilfe einer Schafbeweidung natürlicher und ökonomischer zu gestalten. Durch die Einbeziehung von mehr einzelnen Magerrasenflächen in das
Pflegekonzept erreicht man sowohl die Schaffung eines Biotopverbundes, als auch die
Möglichkeit für die Beweidung durch einen Wanderschäfer. Da aber die Magerrasenhänge
alleine als Futterflächen für die Schafe nicht ausreichen, will er versuchen, Landwirte
zu gewinnen, die ihre Talwiesen für dieses Programm zur Verfügung stellen. |
"Wie kann ich als einzelner bei diesem
großen Projekt mithelfen?" fragte einer der Teilnehmer. Alfred Ostermeier
hatte auch hier schnell eine Antwort parat: Zum einen kann sich jeder Hilfswillige den nach Absprache gebildeten Pflegeteams anschließen (dieser Einsatz wird sogar von der Gemeinde mit Geld belohnt). Was aber auf den ersten Blick gar nicht als Hilfe für das nachhaltige Gelingen der Aktion erkennbar ist: auch durch den Kauf von Altmühltaler Lammfleisch kann jeder im wahrsten Sinne des Wortes sein "Schärflein beitragen". Es mag zwar etwas teurer sein, als das über tausende von Kilometern eingeflogene, tiefgekühlte Lammfleisch aus Neuseeland, aber dafür ist es frisch und das Geld bleibt in der Region - auch die Schaffung von mehr regionalen Wert- und Stoff-Kreisläufen ist ein Grundgedanke der Agenda 21. Die Erzeuger- und Verwerter-Gemeinschaft "Altmühltaler Lamm" hat eine Liste herausgegeben, in der regionale Schäfer, Metzger und Gastronomiebetriebe aufgeführt sind. In Böhmfeld gibt es Altmühltaler Lammprodukte in der Metzgerei Pauleser und im Gasthof Beckerwirt. |
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