Böhmfeld und die Lokale Agenda 21

Arbeitskreis Dorf und Landschaft

Exkursion ins Katzental

Am 06.08.97 lud Bürgermeister Ostermeier die interessierte Bürgerschaft zu einer Radl- Exkursion in das wegen seiner artenreichen Flora und Fauna überregional bedeutende Katzental in der nördlichen Böhmfelder Gemarkung.

Neben der Zweiten Bürgermeisterin Seraphina Regensburger und weiteren Gemeinderatsmitgliedern versammelten sich am späten Nachmittag insgesamt mehr als 30 Pedalritter vor der Gemeindekanzlei.

 
Die Radler treffen sich vor der Gemeindekanzlei
Unter Führung des Bürgermeisters und der eigens für diesen Ortstermin angereisten Landschaftsarchitektin Inge Dunkel-Littel setzte sich die Kolonne zunächst Richtung Tongraben in Bewegung. Entlang des Tongrabens führt der einzige "Bach" der Böhmfelder Gemarkung, das biologisch gereinigte Abwassergerinne der Kläranlage. Es mündet schließlich am Beginn des Katzentales in den ersten von drei miteinander verbundenen Absetzteichen, wo es weiter biologisch gereinigt wird. Hier in der Tallage ist die Mächtigkeit (d.h. die Dicke) der Bodenschicht mehrere Meter und damit wesentlich größer als in den Hanglagen um die Kläranlage selbst. Dadurch wird eine nochmalige Reinigungsstufe geschaffen, bevor das Wasser schließlich im karstigen Untergrund versickert.

Die beiden unteren Teiche des Feuchtbiotops vom nördlichen Steilhang
aus gesehen (diese Aufnahme entstand bereits im Frühjahr).

Bürgermeister Ostermeier (Mitte) erklärt die Aufgabe des Feuchtbiotops
  Doch neben seiner eigentlichen Aufgabe als Endstufe der Abwasseraufbereitung haben diese Teiche inzwischen eine weitere wichtige Bedeutung bekommen: in dem und um dieses "Feuchtbiotop" haben sich eine Reihe von Tierarten eingefunden, die sonst in dieser Gewässer-losen Gegend nicht heimisch wären. Gerhard Halsner vom Ortsverein des Bund Naturschutz nannte die Stockente, die Reiherente, das Teichhuhn, den Graureiher, verschiedene Krötenarten und Molche.

Das Katzental heute - angeflogene Baumsämlinge und Aufforstungen lassen es immer enger werden
  Weiter führte die Tour dann, die Straße Böhmfeld - Schambach überquerend hinein ins Katzental.
Frau Dunkel-Littel erklärte den Teilnehmern den Unterschied zwischen dem Bild, das sich dem heutigen Betrachter bietet und wie das Tal früher ausgesehen hat. Die typischen Magerrasenflächen, die mit ihrer einzigartigen und vielfältigen Vegetation den Reiz des Tales ausmachen, werden durch Verbuschung oder gar Aufforstung immer weiter zurückgedrängt.
(Sh. dazu auch einen Vergleich der Nutzungsstruktur in der Böhmfelder Gemarkung von vor 40 Jahren und heute; das Katzental ist in der Kartendarstellung an den vielen orangefarbenen Magerrasenflächen im oberen linken Bereich zu erkennen)

So wie der vorbildlich gepflegte Hang links des Weges, so sahen früher noch weite Teile der Talränder aus. Während im Mittelalter die Beweidung durch Rinder erfolgte, zogen später bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts Wanderschäfer durch das Tal und sorgten dafür, daß die verschiedenen Vegetationszonen im Gleichgewicht blieben.


Ein Magerrasenhang wächst langsam zu
 
Frau Dunkel-Littel erläutert
die Pflegemaßnahmen
Beim nächsten Halt erläuterte Frau Dunkel-Littel, am Beispiel des Hanges auf dem linken Bild, was getan werden müßte, um die frühere Landschaftsausprägung wieder zu erreichen. Zunächst müßten größere Flächen entbuscht werden. Die ebenfalls angeflogene buschige Eiche am linken oberen Bildrand und einige vereinzelte Wacholderbüsche können dabei sicher stehen bleiben. Dann müßten die Hänge zweimal im Jahr gemäht werden, wobei es ganz wichtig ist, die Grünmasse zu entfernen, damit die gewollte Nährstoffarmut der Magerrasenflächen erhalten bleibt.
Langfristig allerdings wäre eine Beweidung durch einen Wanderschäfer die beste Pflegemaßnahme. Dabei muß jedoch darauf geachtet werden, daß auf den Magerrasenflächen nicht gepfercht wird, weil die nächtliche vermehrte Dungabscheidung der Schafe wiederum dem Ziel entgegensteht.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, weil heute die beweidbaren Flächen zu klein sind und zu weit auseinander liegen, als daß sie für einen Wanderschäfer wirtschaftlich zu nutzen wären. Hier ist noch einiges an Vorarbeit zu leisten, bis ein nachhaltiger Wandel eintritt. Die Aufgabe der Landwirte als Landschaftspfleger wird in Zukunft sicher einen immer höheren Stellenwert bekommen.

 
Frau Dunkel-Littel führte dann die Gruppe direkt hinein ins "magere Grün" und die Teilnehmer staunten nicht schlecht, wie viele verschiedenen Pflanzen sie ihnen dort erklären konnte. Von den hier vorkommenden über 400 verschiedenen Arten sind 150 bedeutsam und 40 davon von überregionaler Bedeutung.

ein Kaleidoskop von Kreuzenzian, Brennessel, Kornblume, Distel und Steinnelke

 

Nach dieser Exkursion, bei der viele ihre engste Heimat mit ganz anderen Augen sahen, radelte die Gruppe durch das Otterholz zurück zum Dorf.

 


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Stand: 03. November 2003